Als im Mai im Londoner Stadtteil Woolwich ein britischer Soldat ermordet wurde, hatte ich Redaktionsdienst. Bald nach den ersten Meldungen kursierte ein Video im Netz, auf dem ein Mann die Tat rechtfertigte, ein Messer in der blutigen Hand. Ich schaute mir den Film mehrmals an, schrieb auch in unserem Artikel darüber, zitierte die Äußerungen mit aller Vorsicht. Aber ich verzichtete darauf, den Clip einzubetten. Ich fand, dass wir nicht unbedingt dazu beitragen mussten, dieses verstörende Video weiter verbreiten. Zudem wusste nicht, ob das Video tatsächlich im Zusammenhang mit der fraglichen Tat steht oder vielleicht doch ein Fake ist. Das Verifizieren von Material aus dem Netz ist nicht ganz einfach, aber es wird – gerade für Journalisten – immer wichtiger. Es gibt bewährte Vorgehensweisen und inzwischen auch eine ganze Reihe von Tools, die dabei helfen können. Weiterlesen →
Social Media
Facebook-Einträge lassen sich jetzt einbetten
Mit der neuen Funktion macht Facebook einen weiteren Schritt hinaus aus seinem eingehegten Garten – und schickt sich an, Werbung für sich selbst an Millionen virtueller Litfasssäulen und Plakatwände zu kleben. Warum nicht, andere (wie Youtube oder Twitter) machen es ja auch. Für weitverbreitete Anwendungen wie WordPress gibt es sicher bald Plugins, die das Einbetten komfortabler machen.
Aber hatten wir nicht gerade alle, dem Heise-Beispiel folgend, das Zwei-Klick-Verfahren für unsere Social-Media-Buttons eingebaut, so dass ein Besucher der Website selbst entscheidet, ob er sich von Facebook & Co erkennen und verfolgen lassen will? Wenn ich mir den Embed-Code, der das Posting oben einbettet, so betrachte, habe ich meine Zweifel, ob die neue Funktion diesen Datenschutz nicht wieder aushebelt …
Auch im eigenen Garten gilt bei Facebook offenbar nach wie vor die Devise: Gib den Nutzern so wenig Kontrolle über die Inhalte wie möglich. Darüber, was ich in meiner Timeline zu sehen bekomme, entscheide weiterhin nicht ich, sondern ein Algorithmus, der sich alle naslang ändert. Noch immer kann ich nicht selbst wählen, ob ich grundsätzlich die Beiträge aller Facebook-Kontakte oder nur jene sehen möchte, die ich mir selbst ausgesucht habe. Auch scheint es keinen brauchbaren Weg zu geben, meine eigenen (öffentlichen) Postings per Feed in meinem Blog einzublenden. (Oder hat hier jemand einen Tipp für ein Plugin?)
Storify zur Affäre Wulff
Oh: Meine Storify-Sammlung zur Affäre Wulff taucht als Beispiel in der Präsentation “Journalismus-Trends im Digitalen Zeitalter” von Bernd Oswald auf. Schön.
Tweets von Bord der Titanic
Wer nach einem Titanic-Dauerfeuer, das schon vor (gefühlt) zwei Monaten begann, rechtzeitig zum eigentlichen Jahrestag noch nicht genug hatte, konnte sich das Geschehen vor 100 Jahren auf dem Nordatlantik minutiös via Twitter nacherzählen lassen. Mindestens drei Twitter-Feeds liefern eine Vorstellung davon, wie es gewesen wäre, hätten die unsinkbare Molly Brown und andere auf dem Schiff damals twittern können: @History Channel, @RMS_Titanic_Inc und @TitanicRealTime. Letzterer wurde gefüttert von The History Press, startet bereits zwei Tage vor dem Unglück und gibt mehrere Perspektiven wieder, etwa #crew, d#engineering, #captain, #firstclass, #Carpathia und viele mehr. Eine App gibt es dazu auch.
Der Untergang der Titanic bei Twitter, eingesammelt und eingebettet nach dem Klick. Weiterlesen →
Die Filmbranche tweetet sich durch die Oscar-Nacht
Die Nacht war kurz – oder lang, je nach Sichtweise. Verbracht habe ich sie auf dem Hollywood-Boulevard und in Gesellschaft von Brent Spiner, Alec Baldwin, Richard Dreyfuss, Goldie Hawn (Moniques’ Mutter!), Jane Fonda, Steve Martin, Bette Midler (The Rose!), William Shatner (The Canadian!), Kirstie Alley (Fackeln im Sturm!), Billy Crystal (Ich nehme das, was sie hatte!), Ellen deGeneres (!) und ein paar anderen aus der Filmbranche, die eine Nacht lang nur die Oscars im Kopf hatten – und die so frei waren, Kleider, Moderation, Danksagungen der lieben Kollegen und Preisentscheidungen der Jury eifrig zu kommentieren. Das machten sie freundlicherweise nicht im exklusiven Kreis, sondern via Twitter. Dafür mag ich die Ami-Promis ja wirklich – die wenigsten zeigen Berührungsängste mit Social-Media-Diensten, viele nutzen Twitter ganz selbstverständlich, um etwas unter die Leute zu bringen. Verifizierte Twitter-Accounts von bekannteren deutschen Schauspieler/innen oder Regisseuren kann man hingegen an einer Hand abzählen; Michael Kessler ist hier eine von wenigen Ausnahmen.
Die Wulff-Story
Für FR und Berliner Zeitung habe ich das ganze Bundespräsidenten-Drama mit Hilfe des Kuratierungswerkzeugs Storify nacherzählt: Nach dem Klick.