Von Menschen und Maschinen

re:publica 2013

re:publica 2013

Man reibt sich verwundert die Augen: Während die FAZ Themenseiten zu “Vollbeschäftigung” macht, ist die Arbeitswelt, wie die meisten von uns sie kennen, von Zeitverträgen, Jobverlust, unbezahlten Praktika, von Niedriglöhnen, Leih- und Zeitarbeit geprägt. Die wichtigsten Jobs sind unterirdisch bezahlt, die Bestbezahlten verdienen Summen, die wir nur mühsam gleich beim ersten Versuch mit der richtigen Anzahl von Nullen notieren könnten. Und all das ist noch gar nichts gegen die Lage in anderen europäischen Ländern, wo die Heere der Arbeitslosen immer größer werden, wo eine ganze Generation an die Armut und die Perspektivlosigkeit verloren zu gehen droht.

Und was machen wir? Wir reden darüber, ob Maschinen nicht noch mehr von unserer Arbeit übernehmen können, heute auf der re:publica in Berlin, mit Johannes Kleske (Twitter). Und siehe da: Es ist gut und wichtig, darüber zu reden. Denn es gibt bei dieser Diskussion nicht nur Entweder – Oder.

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Das Logo der aktuellen ARD-Themenwoche “Kinder sind Zukunft” erinnerte mich derart penetrant an meinen jüngsten, wenig erquicklichen Besuch im T-Punkt, dass ich mich fragte: Sponsort die Telekom heimlich die Themenwoche? Schleicht sich der Magenta-Betrieb auf diese Weise eine Woche lang werbend in redaktionelle Beiträge der ARD? Tut er nicht, sagt die ARD.

“Unsere Designabteilung hat beim Erstellen des Logos sehr wohl darüber diskutiert, ob sie die Farbe Magenta verwenden kann. Die Kolleginnen und Kollegen kamen jedoch zum Ergebnis, dass dies trotz der Kampagnen der Telekom möglich ist”, antwortet Sabine Knott von der ARD-Zuschauerredaktion auf meine Nachfrage. “Wir bedauern, dass Sie gleich ein Sponsoring vermuten. Dies zeigt, wie gut es der Telekom anscheinend gelungen ist, die Farbe Magenta für ihre Zwecke zu besetzen.” Tja nun. Der “Designabteilung” war das ja offenkundig auch bewusst. Sie hat es in Kauf genommen. Die Telekom wird’s freuen.

Naturgesetz

Der Supermarkt unseres Vertrauens wurde von Räubern heimgesucht. “Die beiden Männer drangen in die Büroräume ein und bedrohten eine 56-jährige Angestellte sowie den 27-jährigen Marktleiter mit einer
Schusswaffe”, fasst die Polizei später zusammen. Nun begegne ich bei meinen nahezu täglichen Versorgungsgängen in diesem Laden fast ausschließlich weiblichem Personal, aber es scheint, als habe sich seit meiner (weit zurückliegenden) Zeit als Aushilfs-Kassiererin und Parkplatz-Fegerin nichts daran geändert: In den Supermärkten der Republik schuften zwar deutlich mehr Frauen als Männer, die lukrativeren Posten der Marktleiter aber teilen immer noch die pickeligen jungen Kerle unter sich auf, die am Eingang von dem “Was-können-wir-für-Sie-tun”-Plakat grinsen.

Die Zauberformel wirkt nicht mehr*

So sind wir nun mal gestrickt: Wir wollen einfache Antworten, auch, wenn die Dinge kompliziert sind. Auf diesem Bedürfnis fußt nicht nur der Erfolg einer millionenfach gekauften Boulevardzeitung, es erklärt auch, warum Bücher wie Hermans Eva-Prinzip oder Buebs Lob der Disziplin zu Bestsellern werden: Ob kinderarme Gesellschaft oder Disziplinlosigkeit der Jugend, wir mögen nicht lange über Ursachen grübeln oder gar neue Wege aus dem Dilemma ersinnen. Wir erinnern uns lieber, dass wir da mal ein Rezept hatten, wo haben wir’s doch gleich – ah, hier! Ganz unten in der Schublade. Zurück zur Hausfrauenehe! Zurück zur autoritären Erziehung!

Hat mal funktioniert – zu einer anderen Zeit, und eben nicht auf Dauer. Denn wären wir alle mit den alten Rezepten so glücklich gewesen, dann würden wir heute noch nach ihnen kochen, oder?
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