Die Wahrheit über das Biiken

Fünf Freundinnen auf Föhr – das könnte glatt der Titel einer Serie sein, erweist sich aber als einmalige und höchst vergnügliche Cliquen-Reise auf die Nordseeinsel, mit langen Strandspaziergängen, Inselrundfahrten, Museumsbesuchen, gemütlichen Teestunden und Friesentorten-Testessen quer durch alle Konditoreien, die gerade nicht Betriebsferien haben, Einkaufsbummeln, Raclette-Gelagen und Spieleabenden am großen Tisch der Wohnstube, in die wir uns eingemietet haben. Und auch, wenn es sich heute eingeregnet hat: Alles in allem haben wir Glück mit dem Wetter. Draußen kommt nun der schon für die Wochenmitte angekündigte Wind auf (von Sturm ist hier erst die Rede, wenn die Schafe keine Locken mehr haben), wir haben uns beim Kaufmann mit den wichtigsten Lebensmitteln (Maiswaffeln, Wein etc.) eingedeckt und uns verkrochen. Morgen wird der Himmel wieder blankgefegt sein – so wie am vergangenen Dienstag, dem Tag des Biikebrennens.

Unterwegs zwischen Wyk und Goting-Kliff.

Denn das war der Anlass unserer Reise. Vom romantischen Feuer, mit dem die Friesen alljährlich am Abend des 21. Februar den Winter vertreiben, habe ich im Freundeskreis so lange geschwärmt, bis ich sie soweit hatte, mich zu begleiten, und so machten wir uns zu fünft im Abteil auf den Weg in den Norden. Hier, im Friesenmuseum von Wyk auf Föhr, fuhr mir dann die Museumsführerin Astrid in die Parade, als sie meinen Mitreisenden verriet, dass das Biikebrennen keineswegs eine uralte Tradition ist und schon gar nichts mit der Verabschiedung der Walfänger am Vorabend des Petritages zu tun hat, wie ebenfalls oft behauptet wird. Die Nordfriesen veranstalten die kollektive Fackelei mit anschließenden Grünkohlessen erst seit dem 19. Jahrhundert, und später haben sich die Nazis auch diesen Brauch unter den Nagel gerissen. Heute, meint die Museumsführerin Astrid, ist die ganze Biikebrennerei eher ein riesiges Entsorgungsfest für ausrangierte Weihnachtsbäume und Grünschnitt. Tatsächlich beobachten wir man in den Tagen zuvor überall fleißige Föhrer in ihren Gärten beim Bäumestutzen und Heckeschneiden.

Ach – was soll’s. 50 Biikefeuer brennen in Nordfriesland, 14 davon alleine auf Föhr, und wir wandern schon am Nachmittag los, denn wir wollen das Feuer am Goting-Kliff erleben.

Nach acht Kilometern Strandwanderung kommen wir dort an – und finden einen aufgeschichteten, aber einsamen Biikehaufen.

Fast alles bereit fürs Biikebrennen am Goting-Kliff – nur einer fehlt noch, der Piader.

Wir sind viel zu früh, noch brennt hier lange nichts. Auch der Piader, die von den Mädels genähte Strohpuppe, die obenauf gesteckt wird und möglichst abbrennen soll, ohne umzufallen, fehlt. Das nahe Kliffcafe hat zu, wir frieren uns nach dem Marsch den Hintern ab – nach einer halben Stunde bestellen wir uns ein Taxi zurück nach Wyk und wandern zum dortigen Biikehaufen, der nicht halb so schön gelegen, dafür aber von idyllischen Punsch-Ständen flankiert ist. 

Gespaltenes Verhältnis

Stadtwappen Wyk

Stadtwappen Wyk

Friesen können offenbar sehr nachtragend sein. Wenn sie sich mal spinnefeind sind, dann kann das schon ein paar hundert Jahre anhalten. So scheint sich das jedenfalls zwischen den Einwohnern der Stadt Wyk, die mehr als die Hälfte der Inselbevölkerung ausmachen, und der Bevölkerung von Föhr-Land mit den Inseldörfern zu verhalten. Wyk und der Rest der Insel, so habe ich von einer kundigen Föhrerin gelernt, kabbeln sich seit 400 Jahren. Und das kam so.

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Feuer und Flamme

Bikebrennen auf Föhr.

Bikebrennen auf Föhr.

Kaum zu glauben, dass ich in 30 Jahren Föhr-Urlaub noch nicht einmal zum Biikebrennen auf der Insel war. Tatsächlich hatte ich nicht einmal das Datum auf dem Schirm, als ich die Resturlaubstage verplante. Zufall oder Schicksal: An dem Abend, als ich auf der Insel ankam, entfachten die Föhrer (und die Sylter und die Amrumer) an mehr als einem Dutzend Orten die Biike, um den Winter zu vertreiben. Weiterlesen →