Ahoi! Wie ich mal den Bootsführerschein machte

Das Ufer kommt näher, und ich merke: Ich bin zu schnell. Das Boot droht unsanft an die Kaimauer des Frankfurter Westhafen zu rumpeln. Ich ziehe am Gashebel, bis er mittig einrastet, und schalte den Motor so in den Leerlauf. Das Boot wird langsamer und gleitet nun im spitzen Winkel auf die Mauer zu, an der ich anlegen will. Als sich Bordwand und Beton berühren, fangen die Fender den Stoß ab. So weit, so gut. Aber wo ist die Leiter, an der ich eigentlich anlegen wollte? Ich habe sie verfehlt.

Ich schaue den Prüfer an. Der Prüfer guckt wortlos zurück und wartet. “Moment, ich korrigiere”, sage ich leicht hektisch, fahre noch ein Stück vor, dann zurück, lege dabei das Ruder in die falsche Richtung, das Heck dreht sich weg vom Ufer. Am Ende steht das Boot mit dem Bug vor der Mauer. So wird das nichts.

“Ich glaube, ich fange nochmal von vorne an”, wende ich mich an den Prüfer, und der nickt. “Das würde ich auch vorschlagen.”

Zum Glück hat man für alle Manöver, die bei der Bootsführerscheinprüfung zu fahren sind, zwei Anläufe. Bislang hatte alles auf Anhieb geklappt – naja, fast alles. Leinen los und ablegen, kursgerechtes Aufstoppen (also das Boot in Fahrt zum Stillstand bringen und dabei nicht vom Kurs abkommen), Wenden auf engstem Raum und vor allem das wichtige Boje-über-Bord-Manöver, bei dem neben den im Ernstfall  für Leib und Leben entscheidenden Handgriffen auch die richtigen Kommandos erwartet werden: Mit all dem war der Prüfer bereits im ersten Versuch zufrieden. Auch meinen Achtknoten und meinen Kreuzknoten, meinen doppelten Schotstek, Webelein- und Palstek segnete er wohlwollend ab. Lediglich beim Belegen der Klampe verhedderte ich mich erst einmal. War klar. Es ist der Knoten, der mir von Anfang an Probleme machte.

Belegen einer Klampe
Ein Seemannsknoten mit Kopfschlag, der mir Kopfzerbrechen bereitete: Das Belegen einer Klampe – links richtig, rechts falsch. Bild: Schorschi2, Lizenz: Public Domain, Quelle: Wikipedia

Dabei scheint es so einfach zu sein, ich muss nur die Münchner Telefon-Vorwahl um zwei Hörner herum legen. Die Null und die Acht klappen ja easy, aber der letzte Schlag, die Neun, will mir lange nicht in den Kopf – bei diesem “Kopfschlag” wird die Bucht der Leine einmal um die eigene Achse gedreht, bevor sie um das Horn geworfen wird. Immer wieder drehe ich sie in der falschen Richtung, und heraus kommt etwas, das aussieht wie auf dem rechten Bild.

Steuerbord vor Backbord, Lee vor Luv – und warum links manchmal rechts ist (ganz unpolitisch betrachtet)

Bootfahren lernen, die Regeln auf dem Wasser kennen, Schilder, Lichter und Schallzeichen lesen und deuten können, in der Lage sein, ein Schiff zu schleusen, all das fasziniert mich, seit ich denken kann. Wasser und Schiffe haben mich seit jeher angezogen. Nachdem ich als Kind mit großer Ernsthaftigkeit einen Dreimaster nach dem anderen gemalt hatte, fand ich, dass es nun endlich Zeit ist für den nächsten Schritt. ;) Also meldete ich mich beim Segel-Center Frankfurt für den SBF Binnen an, den Führerschein also, mit dem ich Motorboote ab 15 PS aufwärts und mit einer Länge bis knapp 20 Metern auf Bundeswasserstraßen im Binnenbereich steuern darf.

Den Anfang macht das Theorie-Wochenende. In knapp zwei Tagen schippern wir einmal quer durch die  Binnenschifffahrtsstraßen-Ordnung, liebevoll BinSchStrO abgekürzt. Es geht ein bisschen zu wie damals im Autofahrschul-Unterricht: An einer Tafel schieben wir magnetische Bootsrümpfe hin und her und lernen die Verkehrsregeln auf dem Wasser. Es zeigt sich, dass sie jenen auf den Straßen ähneln, jedenfalls dann, wenn sich zwei ebenbürtige Motorsportboote begegnen: Bei kreuzenden Kursen gilt dann rechts vor links, Verzeihung: Steuerbord vor Backbord. Die Variante für Segelboote heißt “Lee vor Luv”: Das Boot auf der dem Wind abgewandten Seite hat Vorfahrt. Segelboote haben zudem grundsätzlich Vorfahrt vor Motorbooten (es sei denn, die Segler werfen zusätzlich den Motor an, dann gilt wieder Steuerbord vor Backbord) und ebenso vor Kanus und Ruderern. Naja, und die Berufsschifffahrt hat sowieso immer Vorrang vor Freizeitkapitänen. Ich merke mir der Einfachheit halber: Mit einem Motorboot weiche ich allen anderen aus. Fast immer und überall.

Ich lerne, welche Schilder die Durchfahrt an Brücken regeln und welche auf Hindernisse, Untiefen, Fahrrinnenspaltungen oder auf Anker- und Liegeverbote hinweisen. Dass beim Anblick von blauen Flaggen Vorsicht geboten ist: Eine steht für brennbare Fracht, zwei für gesundheitsgefährdende Stoffe, drei für explosive Güter. Ich lasse mir beibringen, wie man in der Dunkelheit anhand der Farbe und Position der Lichter erkennen kann, ob das Schiff, das sich nähert, eine Segeljolle, ein Motorboot, eine Fähre  oder gar ein Schub- oder Schleppverband ist. Und ich lerne nicht nur den Unterschied zwischen Wasserstraße und Fahrrinne, sondern auch den zwischen linkem und rechten Ufer – eine durchaus verwirrende Angelegenheit! Denn linkes Ufer bleibt auch dann linkes Ufer, wenn es in Fahrtrichtung rechts liegt (und umgekehrt). Betrachtet wird das auf Flüssen immer von der Quelle zur Mündung. Stromabwärts ist das linke Ufer also dort, wo der Daumen rechts ist (und umgekehrt). Für Bergfahrer hingegen liegt das rechte Ufer in Fahrtrichtung links (an Backbord) und das linke Ufer an Steuerbord.

Noch mehr verwirrende Regeln gefällig? Bitte sehr: Grün und Rot stehen für linke und rechte Seite – manchmal aber auch für rechte und linke Seite. Es kommt darauf an, ob es sich um Ufer oder Boote handelt. Grüne Spitztonnen markieren stets das (aus Talfahrersicht, siebe oben) linke Ufer und rote Stumpftonnen das rechte Ufer. Doch bei der Lichterführung an Motorbooten ist es genau umgekehrt: Nachts und bei unsichtigem Wetter ist Steuerbord ein grünes Licht zu setzen, Backbord ein rotes Licht. Alles klar?

Übrigens: Linke Uferseite = Grün, rechte Uferseite = Rot habe ich mir recht einfach merken können.  R(rechts) = R(ot) – und “Linksgrün-versifft”. Ha! Endlich sind die täglichen Nettigkeiten, die unsere User der Redaktion an den Kopf werfen, mal für was gut.

Boje über Bord – was nun?

Der Theorie folgt die Praxis. Bevor ich an Bord gehe, lerne ich Umgang und Funktionsweise der automatischen Rettungsweste: Eine integrierte Zellulose-Tablette löst sich bei Kontakt mit Wasser auf, worauf sich eine Feder entspannt und zack! wird die Weste aufgeblasen – raffinierte Erfindung!

Endlich auf dem Wasser, gesellen sich zu “Steuerbord” und “Backbord” wunderbare neue Vokabeln wie “achteraus” und “querab”. Als Rudergängerin darf ich meinem Fahrlehrer Kommandos geben, rufe mit wachsender Begeisterung “Klar zum Ablegen”, “Achterleine los!”, “Fender rein!”, “Boje beobachten!”, “Klar zum Anlegen” quer durch den Frankfurter Westhafen.

Schippern im Schatten des "Gerippten": Die Marina Westhafen in Frankfurt.
Schippern im Schatten des “Gerippten”: Die Marina Westhafen in Frankfurt.

Das wichtigste Pflichtmanöver ist die Rettung eines über Bord gefallenen Crew-Mitglieds. Mein Fahrlehrer schmeißt unerwartet eine Boje ins Wasser und ruft “Boje über Bord an Steuerbord” – nun muss alles ganz schnell gehen: Sofort den Motor auskuppeln, damit der Propeller stoppt und kein Blutbad anrichten kann, und das Ruder in Richtung der einen Menschen markierenden Boje legen, wodurch sich das Heck mit dem Außenborder von ihr wegdreht – auch dies eine Sicherheitsmaßnahme gegen Verletzungen. Dann eine Person bestimmen, die den über Bord Gegangenen nicht aus den Augen verlieren soll, das Kommando “Rettungsmittel auswerfen” nicht vergessen, wieder einkuppeln und zunächst drei oder vier Bootslängen mit dem Wind bzw. mit der Strömung wegfahren. Dann drehen und langsam wieder nähern – gegen den Wind, weil sich das Boot so sicherer manövrieren lässt. Ein bis zwei Bootslängen entfernt den Motor wieder auskuppeln (von wegen Blutbad-Gefahr), das letzte Kommando “Aufnehmen an Steuer- bzw. Backbord” geben und laaaaaangsam an der Boje vorbeigleiten, so dass sie an Bord genommen werden kann.

Zwei Fahrstunden lang übe ich dieses und andere Manöver, dann naht bereits die Prüfung. Theorie und Praxis werden am selben Tag stattfinden.

• — • — • — • — • — oder: Bleib weeeeeeg! Bleib weeeeeeg! Bleib weeeeeeeg! Bleib weeeeeeeg! Bleib weeeeeeeg!

Passenderweise habe ich zuvor eine Woche Urlaub – Zeit zum Pauken. Ich lerne Schilder und Farben und Schallsignale, merke mir, dass ein langer Ton für “Achtung!” steht, ein kurzer Ton für Steuerbord, zwei kurze Töne für Backbord, ein langer und ein kurzer Ton für “Wende über Steuerbord”, zwei lange und zwei kurze Töne für “Überhole an Ihrer Backbord-Seite”, drei lange Töne für “Biege in Hafen oder Einmündung ab”, drei kurze für “Fahre rückwärts”, vier kurze Töne für “Oje, bin manövrierunfähig”, und hoffe, dass ich nie in die Verlegenheit kommen werde, die Folge “lang kurz lang kurz lang kurz lang kurz …” zu vernehmen – das gefürchtete “Bleib-weg-Signal”. Beim Lernen hilft diese Website sowie eine App, mit der ich alle 15 offiziellen Fragebögen, ein jeder mit 30 Multiple-Choice-Fragen, beantworten kann. In der Prüfung wird einer davon vor mir liegen.

Morgennebel in Frankfurt-Fechenheim: Gleich werde ich hier die Theorieprüfung ablegen.
Morgennebel in Frankfurt-Fechenheim: Gleich werde ich hier die Theorieprüfung ablegen.

Ziemlich aufgeregt – meine letzte Prüfung ist so lange her, dass ich mich kaum erinnern kann – finde ich mich an einem Samstagmorgen in aller Herrgottsfrühe im Veranstaltungsraum eines Bootsclubs am Main im Frankfurter Stadtteil Fechenheim ein, um mit ungefähr 50 weiteren Anwärterinnen und Anwärtern die Theorieprüfung abzulegen. Mir wird der Fragebogen Nummer 15 zugelost. Nach zehn Minuten kann ich ihn ausgefüllt abgeben.

Für die Praxis muss ich einmal quer durch die Stadt zum Frankfurter Westhafen. Dort stehe ich wenig später in Rettungsweste am Ruder des Fahrschul-Motorboots und habe mich beim Anlegeversuch heillos vermanövriert. “Nur die Ruhe”, spricht der Prüfer, als ich zum zweiten Versuch ansetze. Der muss sitzen, sonst war’s das. Und es klappt. Ich drehe eine Runde, halte erneut im spitzen Winkel auf die Kaimauer zu, kupple diesmal rechtzeitig aus, lasse das Boot mit der Steuerbordseite an die Mauer gleiten, warte zwei Sekunden, drücke dann den Schalthebel nach unten in den Rückwärtsgang und lege das Ruder Richtung Ufer. Brav zieht der Radeffekt das Heck zur Leiter in der Kaimauer. “Leinen über und fest!”, rufe ich und schaue den Prüfer an. “Rückwärts ein bisschen zu viel Gas gegeben”, moniert er und lächelt dann: “Aber das ist nur ein Schönheitsfehler.” Bestanden. Ich habe den Bootsführerschein!

Und gut drei Wochen später ist das gute Stück dann endlich in der Post.

Bootsführerschein Binnen
Was lange währt … da isser.

Geschichte eines Mega-Projekts: Frankfurts neue Altstadt

“Verrückte Idee”, dachte ich, als in Frankfurt der Plan reifte, die im Zweiten Weltkrieg zerstörte Altstadt rund 70 Jahre später in Teilen zu rekonstruieren. Gotische Fachwerkhäuser auf dem Stand der 1920er Jahre originalgetreu wieder aufbauen, dazu 20 weitere Gebäude, die sich architektonisch in das historisierende Ganze einfügen, Straßenzüge wiederherstellen, ein ganzes (wenn auch kleines) Viertel “wiederauferstehen” zu lassen? Das klingt so absurd wie die Bezeichnung “neue Altstadt”.

Dann fielen nach sechs Jahren in diesem Frühjahr die Bauzäune. Und ich muss sagen: Diese unansehnliche Ecke von Frankfurt hat enorm gewonnen. Jaja, ich weiß: Das ist keine Kunst, denn alles scheint besser als das Technische Rathaus, dieser potthässliche Waschbeton-Klotz, mit dem in den 1970er Jahren ein großer Teil dieses Areals überbaut wurde. Als der “Elefantenfuß” 2012 abgerissen war, eröffnete sich die Chance zum Teil-Wiederaufbau der Altstadt.

Und so sieht es nun dort aus:

Heute spaziere ich gerne nach Feierabend durch die neue Gassen. Wenn sich die Touristenflut bei Einbruch der Dämmerung zurückzieht, hat man die Altstadt fast für sich alleine – noch. Viele Läden und Lokale sind noch nicht eröffnet, Wohnungen noch nicht bezogen. Ich schätze, dass es mit den offen zugänglichen Innenhöfen bald vorbei sein wird: Sobald die neuen Altstädtler sich ihren hochpreisigen Wohnungen eingerichtet haben, werden sie wohl recht schnell genervt die Tore verrammeln.

Aber bis dahin gibt es noch viel zu entdecken. Bei jedem Gang durch die Altstadt nehme ich neue Details wahr. Den Apfelweintrinker, der an der Braubachstraße / Ecke Neugasse aus der Ecke eines Gebäudes schaut – ein Eckstein aus dem Jahr 1940, der zurückgekehrt ist, ebenso wie der den Hühnermarkt dominierende Stoltzebrunnen oder das barocke Portal, das viele Jahre im Garten des Liebieghauses untergekommen war. Der rustikale Brunnen in einem Hof hinterm rekonstruierten Gasthof Zum Rebstock.

Interaktive Web-Reportage

Die FR-Story zur Frankfurter Altstadt

Für die FR habe ich ein interaktives Webdossier zur Frankfurter Altstadt umgesetzt. Darin erzählen wir die Geschichte dieses Mega-Projekts in Texten, Bildern, Grafiken, 360-Grad-Panoramen (wie oben zu sehen), in historischen Aufnahmen und Vorher-Nachher-Vergleichen. Wir beschreiben die Jahrzehnte nach der Zerstörung im Bombenhagel von 1944, als eine Brache das Zentrum der Stadt bildete, sprachen mit Menschen, die sich noch an die Zeit erinnern, als das Areal zwischen dem Rathaus Römer und dem Dom als Parkplatz diente, bis es in den 1970er Jahren im damals modernen Stil des Brutalismus überbaut wurde. Als gut 40 Jahre später die Entscheidung fiel, das Technische Rathaus wieder abzureißen, gab es nur wenige in der Stadt, die ihm eine Träne nachweinten.

Stattdessen erlebte Frankfurt die erstaunliche Karriere einer Idee, über die anfangs fast alle politischen Akteure die Köpfe schüttelten. Doch offenkundig hatte sie einen Nerv getroffen. Wir schildern die hitzige Debatte um das Für und Wider der Altstadt-Rekonstruktion und den Sinneswandel der Stadtpolitker, die sich am Ende mit großer Mehrheit hinter die Pläne stellten. Am Ende waren die Kritiker in der Minderheit – und mancher von ihnen fand als Architekt schließlich sogar Gefallen an der Möglichkeit, am Nachbau einzelner Gebäude mitzuwirken.

Das Dossier zeigt auch, was in den sechs Jahre Bauzeit hinter den Zäunen passierte, wirft einen Blick auf die Rohbauten und in die Werkstätten der beteiligten Handwerksbetriebe, die vor der ungewöhnlichen Herausforderung standen, Schnitzereien und Steinmetzarbeiten nach historischen Vorbildern zu verwirklichen. Die fertig rekonstruierten Häuser hat unsere Fotografin Renate Hoyer in Szene gesetzt.  Das Dossier lebt nicht zuletzt auch von ihren herausragenden Bildern.

Es kommen Menschen zu Wort, die die Altstadt-Entstehung begleitet haben – Architekten und Vereinsvorsitzende, Befürworterinnen und Kritiker. Vor allem aber fragen wir Passanten und Besucherinnen nach ihrer Meinung und sammeln Reaktionen.

Die verwendeten Tools

Das Projekt war für mich eine gute Gelegenheit, neue Tools auszuprobieren. Pageflow, eines der beliebtesten Werkzeuge zum Erstellen von Multimedia-Reportagen (ich habe hier und dort damit gearbeitet) ist schließlich nicht die einzige Storytelling-Plattform im Angebot. Wie rasant der Markt dieser Werkzeuge gewachsen ist, zeigt ein Blick auf bleiwüsten.de. Die beiden Journalist*innen Daniela Späth und Michel Penke bloggen hier über neue Tools und Programme, mit denen sich digitale Geschichten erzählen lassen. Fast immer, wenn ich das passende Werkzeug für die Umsetzung einer Idee suche, werde ich hier fündig. Diesmal fiel meine Wahl auf PictureStory.

Storytelling mit PicturyStory

PictureStory ist keine Software mit einem Editor, sondern ein Set von Dateien, die man mit eigenen Inhalten füllt und dann via FTP auf den eigenen Webspace hochlädt. Kernstück ist ein Template, das man mit dem Web-Editor seiner Wahl auf dem eigenen Rechner bearbeitet. Ohne HTML-Kenntnisse geht hier also nichts. Dafür behält man die Hoheit über alle Dateien und kann jeden beliebigen Code einbinden. Und kostenlos ist PictureStory auch.

Update: PictureStory wird von KnightLab offenbar nicht weiter verfolgt bzw. angeboten.

Um eine Geschichte wie die des Altstadt-Projekts zu erzählen, drängen sich Formate wie Vorher-Nachher-Vergleiche, 360-Grad-Fotos und Bilder mit markierten und klickbaren Bereichen geradezu auf. Für all diese Darstellungsformen fand ich geeignete Werkzeuge, die sich kostenlos nutzen lassen.

Vorher-Nachher-Vergleich mit Juxtapose

Auf die Angebote aus der Storytelling-Tool-Schmiede KnightLab greife ich immer wieder gerne zurück. Neben dem oben erwähnten Template PicturyStory zum Zusammenstellen und Präsentieren einer Geschichte mit Bildern und Multimedia-Elementen, Timeline JS für Zeitleisten, StoryMap für die Präsentation von Reiserouten und Soundcite zum Verknüpfen von Textlinks mit Audios gibt es mit Juxtapose JS ein tolles Tool für Vorher-Nachher-Vergleiche. Zwei Bilder (die eine identische Größe haben müssen) lassen sich stufenlos überblenden. Die Bedienung könnte einfacher nicht sein: URL der Fotos eingeben (Dropbox-Anbindung möglich), optional Bildunterschriften, Credits und die Position des Sliders bestimmen, Embed-Code holen und einbinden.

360-Grad-Panoramen mit Scene VR

Ebenfalls von Knightlab stammt  Scene VR. Das Tool macht 360-Grad-Fotos zu navigierbaren Diashows. Die Panorama-Bilder habe ich mit dem Smartphone und der App Google Street View gemacht. Die Fotos lädt man in Scene VR hoch, sortiert sie nach Belieben, fügt Bildunterschriften hinzu und bekommt auch hier am Ende einen Einbettungscode. Das Tool benötigt die Anmeldung mit einem Google-Konto – und es trackt die Nutzung mit Google Analytics!

Imagemaps mit Pictogon

Um Bereiche auf einem Bild zu markieren, klickbar zu machen und mit Infofenstern zu bestücken, wollte ich zunächst das bewährte Thinglink nutzen. Die Abo-Tarife starten bei 20 Dollar monatlich.  Es gibt auch eine Free-Version, die allerdings einen entscheidenden Haken hat: Erreicht man das Traffic-Limit, funktioniert die Imagemap dauerhaft nicht mehr. Auch in wenig frequentierten Blogs ist die Grenze irgendwann erreicht, wie ich in der Vergangenheit betrübt feststellen musste.

In Pictogon fand ich eine gute Alternative. Auch dieses Tool hat natürlich eine Bezahlversion, aber mit der kostenlosen Variante lassen sich immerhin drei Imagemaps erstellen. Hier ein Anwedungsbeispiel von Knightlab, auf dem Gebäude markiert sind:

Podiumsdiskussion zur OB-Wahl in Frankfurt

Pünktlich zum Start des Livestreams stieg eine der Kameras aus, und wir mussten improvisieren. Sonst aber sind wir zufrieden mit unserer Übertragung des FR-Stadtgesprächs mit fünf OB-Kandidatinnen und -Kandidaten aus dem voll besetzten Großen Saal im Haus am Dom.

Bei der Diskussion ging es teils hoch her: Das Publikum hatte die Samthandschuhen zu Hause gelassen und ging die Bewerber hart an. Vor allem das Thema Wohnen und Mieten brennt den Frankfurter*innen unter den Nägeln, und das ließen sie nicht nur den amtierenden OB Peter Feldmann spüren.

Hier kann man die zwei munteren Stunden noch einmal ansehen:

Wahlhelfer zur OB-Wahl in Frankfurt

Frankfurt wählt: Am 25. Februar 2018 ist Oberbürgermeister-Wahl am Main. In der ersten Runde treten zwölf Kandidatinnen und Kandidaten an, darunter sechs, die sich partei-unabhängig um das Amt bewerben. Falls es zur Stichwahl kommt, dürfen die Frankfurter am 11. März 2018 ein weiteres Mal an die Wahlurne.

Allen zwölf Kandidaten habe ich 25 Thesen zu aktuellen Problemen der Stadtpolitik vorgelegt – und alle zwölf haben bereitwillig Position bezogen. Aus den Rückmeldungen haben wir bei der FR einen digitalen Wahlhelfer zusammengebaut: Wähler*innen können ihre eigenen Positionen mit jenen der Bewerber*innen abgleichen und herausfinden, mit wem sie am meisten übereinstimmen. Das Format ist als “Wahlomat” von der Bundestagswahl bekannt.

Seit knapp zwei Wochen ist unser Wahlhelfer online und erfreut sich großer Beliebtheit. Das wiederum freut mich, denn es steckt viel Arbeit drin. Wollt ihr selbst mal testen, welchem Kandidaten oder welcher Kandidatin ihr nahesteht? Hier geht’s zum OB-Wahlhelfer.

Fünf Kandidatinnen und Kandidaten haben wir darüber hinaus zum Twitter-Interview eingeladen. Jeweils eine Stunde lang stellen sie sich unter dem Hashtag #FROBcheck den Fragen von Twitter-Usern. Die Twitter-Interviews stehen und fallen mit dem Engagement der Nutzer. Die Fragestunde für Nargess Eskandari-Grünberg von den Grünen hätte gerne munterer ausfallen dürfen, und auch der Kandidat, der am meisten polarisiert – Volker Stein, der auch von den rechten Bürgern für Frankfurt unterstützt wird – wurde nicht wirklich gegrillt. Mal schauen, wie es Janine Wissler (Linke), Bernadette Weyland (CDU) und Peter Feldmann (SPD) ergeht – auch sie sind unserer Einladung zum Twitter-Interview gefolgt. Alle noch ausstehenden und Zusammenfassungen der bereits gelaufenen Termine finden sich hier.

Wer den fünf genannten Kandidaten lieber von Angesicht zu Angesicht auf den Zahn fühlt, kommt am Donnerstag (8.2.2018) zu unserem FR-Stadtgespräch ins Haus am Dom.  Ab 19 Uhr sieht sich Amtssinhaber Feldmann dort seinen aussichtsreichsten Herausforderern gegenüber. Wir übertragen die Podiumsdiskussion im Livestream auf Facebook und auf FR.de.

Wie Frankfurt gewählt hat

Die Bundestagswahl ist gelaufen, der Zorn über den (erwartbaren) Einzug von Rechtsextremen ins Parlament, darunter brandgefährliche Demagogen, legt sich hoffentlich nicht so schnell. Sich an Nazis im Bundestag zu gewöhnen, als sei ihre Existenz ein Naturgesetz, ist keine Option. Dabei ist mir ganz wurscht, in welcher Partei die Rassisten sitzen. Das Geschwafel vom Schließen offener rechten Flanken lässt hier nichts Gutes erwarten. Eine Hoffnung: Falls die Grünen sich auf ihren alten Kampfgeist und ursprüngliche Positionen besinnen, könnte ihnen in einer “Jamaika”-Koalition eine wichtige Rolle zukommen. Allein – mir fehlt der Glaube …

Frankfurts Sympathie für “Jamaika”

Wie steht eigentlich Frankfurt am Main zu “Jamaika”? Inspiriert von einer Visualisierung auf Spiegel Online (die ihrerseits inspiriert wurde von The Two Americas of 2016 der New York Times) habe ich für 376 Frankfurter Wahlbezirke ausgewertet, wie stark der gemeinsame Anteil an Zweitstimmen von CDU, Grünen und FDP jeweils ausfällt. Das Ergebnis ist eine Karte, erstellt mit Carto, die anschaulich macht, wo die Sympathie für die “Jamaika”-Parteien stärker ausgeprägt ist, und wo sie ohne Mehrheit dasteht.

Stärkste Parteien in den Wahlbezirken

Eine weitere Karten-Visualisierung – ebenfalls auf Wahlbezirk-Ebene – zeigt auf einen Blick, welche Partei stärkste Kraft geworden ist (und nach dem Klick auch alle Ergebnisse des Wahlbezirks). Die Karte macht auch ein interessantes Detail sichtbar: In drei Wahlbezirken gibt es ein Zweitstimmen-Patt. In den Wahlbezirken 58001 (Wahlgebäude Helene-Lange Schule) in Höchst und 41003 (Kerschensteinerschule) in Hausen kommen CDU und SPD übereinstimmend auf jeweils 24,3 Prozent. Kurios das Patt im Innenstadt-Wahlbezirk 7001 (Julius-Leber-Schule): Hier liegt die CDU mit 19,1 Prozent der Zweitstimmen gleichauf mit – den Linken!

Alle Wahlbezirke als Diagramm

Neben den 376 dargestellten Wahlbezirken hat Frankfurt 114 Briefwahlbezirke, die bei der Kartenvisualisierung außen vor bleiben. Um auch sie verfügbar zu machen, habe ich zusätzlich ein interaktives Diagramm mit Datawrapper umgesetzt, das die Ergebnisse filterbar nach allen 490 Wahlbezirken zeigt.

Die Schwächen von Datawrapper

Erststimmen und Zweitstimmen in 45 Frankfurter Stadtteilen sowie in zehn angrenzenden Wahlkreisen im Rhein-Main-Gebiet: In der Wahlnacht und an den Tagen danach waren mehr als 120 Ergebnis-Grafiken zu erstellen. Datawrapper zeigt bei so einer Massenproduktion eine schmerzhafte Schwäche: Es gibt keine Möglichkeit, Zahlenformate (z.B. eine Stelle nach dem Komma) oder Farben (etwa der Parteienbalken) voreinzustellen – jedenfalls nicht in dem von uns genutzten Tarif Single Flat, der 29 Euro im Monat kostet. Nervig – und zeitaufwändig.

Für die Präsention der Ergebnisse in den beiden Frankfurter Wahlkreisen habe ich erneut Genially genutzt:

 

Tools und Quellen
Wahlbezirk-Geodaten auf offenedaten.frankfurt.de
Kartenvisualisierungstool Carto
Diagramm-Tool Datawrapper
Storytelling-Tool Genially
Wahlergebnisse vom Bürgeramt, Statistik und Wahlen
Tabellenkalkulation, hier: Open Office
Link: Bundestagswahl-Ergebnisse – Wie Frankfurt zu “Jamaika” steht
Link: Bundestagswahl in Frankfurt – So hat Ihre Nachbarschaft gewählt