Was bleibt von diesem Jahr, dessen Ende viele so sehnlichst herbeiwünschen? Was bleibt von den Erkenntnissen des Frühjahrs, als viele Menschen merkten und mitteilten, dass sie der Pandemie bei allem Unglück auch etwas Positives abgewinnen können – Entschleunigung, Besinnung, geänderte Prioritäten, die Erfüllung eines Urlaubs in den heimischen Wäldern statt in irgendeinem Resort auf einem anderen Kontinent, dessen austauschbare Freizeitangebote vergessen machen, in welchem Land man sich eigentlich aufhält?
Ich wäre gerne optimistisch und würde gerne glauben, dass wenigstens etwas davon die Zeit der Pandemie überdauert. Und wenn es nur die Dankbarkeit ist. Davon hat sich bei mir viel angesammelt.
Meine Familie, meine Freundinnen und Freunde sind allesamt ohne Corona-Infektion durch dieses Jahr gekommen. Ja, auch wir haben inzwischen konkrete Fälle im weiteren Umfeld, aber der enge Kreis blieb ungeschoren. Ein Wunder, wenn man sich die Entwicklung der letzten Monate betrachtet. Danke dafür, 2020.
Mein Vater hatte einige schwere Monate, ein paar Mal rückte der Rettungswagen an, und es dauerte länger als nötig, seine Beschwerden zu lindern. Auch daraus lernt man. Künftig werden wir uns von desinteressierten Ärzten nicht so schnell abspeisen lassen. Die größte Herausforderung besteht derzeit darin, ihn dazu zu bringen, den Notrufknopf auch wirklich ständig zu tragen. Danke dafür, 2020!
Das Jahr fand für mich vor allem draußen statt. Homeoffice hat es die Zeit geschenkt, zwischen den Feldern und Wiesen herumzustreifen, morgens vor der Arbeit, in der Mittagspause oder nach Feierabend. An freien Tagen haben wir unsere neue Umgebung auf längeren Strecken erkundet. Rund 200 Kilometer stecken in diesem Jahr den Wanderschuhen. Das war wunderschön. Danke dafür, 2020.
Oft sind wir mit Freundinnen und Freunden gewandert, haben so versucht, das Risiko zu minimieren und uns trotzdem zu sehen. Wir sind buchstäblich zusammen durch dieses Jahr gegangen.
Wir konnten das ganze Jahr über arbeiten, hatten keine bzw. nur geringe finanzielle Einbußen. In meinem direkten Umfeld sehe ich die zunehmende Verzweiflung von Kreativen, Künstler:innen, Veranstaltern und weiß: Ich kann verdammt dankbar sein.
Dankbar bin ich auch, dass ich nach zwei Narkosen im Herbst die Gewissheit bekam: Was da im Zwölffingerdarm gewachsen ist, nervt zwar, ist aber gutartig. Danke dafür, 2020.
Was wird 2021 uns bescheren? Manchmal denke ich, es ruhen so viele Erwartungen auf dem kommenden Jahr, dass Enttäuschung schon programmiert scheint … Ich wünsche mir, klar, dass Corona besiegt werden kann, weltweit und nicht nur in reichen Ländern. Aber das wird wohl noch dauern. Bis dahin wünsche ich mir, mich an all die Dinge zu erinnern, die mir 2020 geschenkt hat. Und auf dem Weg weiterzugehen, der mir gut tut: Mehr draußen als drinnen, mehr Dorf als Stadt, mehr Zeit mit Papa, und überhaupt: lieber mehr Gemeinsamkeit im kleinen Kreis der Wichtigen als größere Zusammenkünfte, die im Grunde doch oft nur auf social distancing in Anwesenheit vieler hinauslaufen.
Kommt gut ins neue Jahr.
<3 Kommt gut über den Jahreswechsel und für 2021 gilt – einen Tag nach dem anderen. Es wird, was wir daraus machen. Wir haben nicht in der Hand, was es bringen wird, aber wir haben es in der Hand, wie wir darauf reagieren. Alles Liebe Euch!