Kaum zu glauben, dass ich in 30 Jahren Föhr-Urlaub noch nicht einmal zum Biikebrennen auf der Insel war. Tatsächlich hatte ich nicht einmal das Datum auf dem Schirm, als ich die Resturlaubstage verplante. Zufall oder Schicksal: An dem Abend, als ich auf der Insel ankam, entfachten die Föhrer (und die Sylter und die Amrumer) an mehr als einem Dutzend Orten die Biike, um den Winter zu vertreiben.
Es heißt, die Feuer hätten in früheren Zeiten die Walfangsaison eingeläutet, die Seemänner der Insel verabschiedet – und den Männern auf dem Festland ein Signal gegeben, dass die Luft rein ist. Ob das stimmt? Ma waases net.
Mit Einbruch der Dunkelheit machte ich mich auf zum Biike-Feuer an der Jugendherberge am Rande von Wyk. Als ich ankam, säumten bereits hunderte gut gelaunter Friesen und Touristen den wohl 20 Meter hohen Stapel, aufgeschichtet aus ausrangierten Weihnachtsbäumen, Reisig und Ästen, die die Winterstürme abgerissen hatten. Doch das nasse Holz fing nur mühsam Feuer. Ganz oben steckte eine eingekleidete Strohpuppe, das Petermännchen – und erst wenn das brennt, dann brennt das Biikefeuer, wie ich lernte. Unser Piader trotzte dem Funkenflug lange, sehr lange – mehrere Punsch lang, um genau zu sein. Aber was soll’s, es war kuschelig warm, außen wie innen, und ich genoss es, die Insulaner um mich herum zu belauschen. (“Und, Hinnerk, biss noch allein oder hass was Neues? Nein? Menschenskind, du mussma runner von de Insel, Jong!”)
Rings um die große gab es viele kleine Biiken: Kinder entfachten ihr Separat-Feuer und machten sich einen Spaß daraus, mit der produzierten Holzkohle den Erwachsenen die Gesichter zu schwärzen.
Irgendwann blieb einer der Funken dann doch am Kopf der Puppe hängen. Das Petermännchen sah uns kurz mit einem glühendem Auge an und ging dann mit einem “Wupp!” in Flammen auf. Gerade rechtzeitig, denn die Stände ringsherum meldeten den Ausverkauf von Würstchen und Bier. Doch in den Gaststätten wartete schon der Grünkohl, und Alkohol gab es offenbar auch noch reichlich auf der Insel. Die meistgestellte Frage, die ich am nächsten Tag auf dem Sandwall hörte: “Na, schon wieder nüchtern?”