Auf dem Ostsee-Radweg (5): Von Barth nach Stralsund

Michelinmännchen

Regenfest!

Oha. Dunkelgraue Wolkenberge türmen sich am Himmel, und als ich aus der Tür trete, beginnt es zu regnen. Hm. Von Barth aus geht auch eine Bahn nach Stralsund … Die Versuchung ist seeehr groß. Dann aber erinnere ich mich an die Regenhose, die ich seit 200 Kilometern mitschleppe. Jetzt hat ihre Stunde geschlagen.

Angezogen wie ein Michelin-Männchen strample ich los, immer am Bodden entlang. Schon nach wenigen Kilometern hört der Regen auf, der Wind schiebt mich an, das Gepäck ist um einige Kilo leichter (der bewährte Trick: Kurz vor dem Ende der Tour die nächste Postfiliale ansteuern und sich selbst ein Päckchen schicken mit allem, was man nicht mehr braucht ;))

Die Strecke auf dem Deich zwischen Wasser und Weizenfeldern ist traumhaft schön – ich bin heilfroh, dass ich der Versuchung widerstanden habe, für die letzte Etappe auf die Bahn umzusteigen, zumal sie kürzer ist als die vorangegangenen Strecken. Marathon-Distanz, ziemlich genau.

Radweg durch die Boddenlandschaft

Radweg durch die Boddenlandschaft

Familiär ist sie außerdem: An den Schutzhütten trifft man immer wieder bekannte Gesichter, und im Vorbeifahren winken sich die Ostseeküstenradwanderer fast komplizenhaft zu. Auf den vorigen Etappen habe ich das so nicht erlebt. Vielleicht liegt’s auch am Wetter: Wer unter solchem Himmel unterwegs ist, braucht halt ein wenig Zuspruch. Denn auch wenn es nicht mehr regnet: Die drohenden dunklen Wolken bleiben mir treu.

Nach 25 Kilometern durch eine herrlich einsame Boddenlandschaft verlasse ich den offiziellen Radweg und mache einen Abstecher zum Kranich- Informationszentrum in Groß-Mohrdorf. In einer liebevoll gemachten Ausstellung lerne ich, dass Kraniche sich meist morgens lieben, ihre Nester im knietiefen Wasser bauen und ihre Eier beim Brüten immer mal wenden. Und dass sie immer früher auf ihren Rastplätzen ankommen und immer später zum Überwintern weiterfliegen. Klimawandel.

Stralsund

Am Ziel: Rathaus von Stralsund

Statt zurück auf den Radweg fahre ich von hier aus querfeldein, auf holprigen Platten- und geschotterten Feldwegen und (weniger schön) ein ganzes Stück Landstraße, bis ich – huch, schon? – am Ortsschild von Stralsund vorbeirolle. Zehn Minuten später stehe ich vor der imposanten Fassade des Stralsunder Rathauses. Nach exakt 250 Kilometern und fünf Etappen – am Ziel. Yeah!

Bevor es am Freitag mit der Bahn zurück nach Frankfurt geht, will ich hier in Stralsund noch einiges erleben. Morgen – am Herrentag, wie der Vatertag hier heißt – mehr darüber!

Tageskilometer: 43

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