Alle paar Monate wiederholt sich ein Ritual in den Redaktionsstuben:
Darf man dieses Video verbreiten?
“Das zeigen doch alle.”
“Und die, die es nicht zeigen, beschreiben es.”
“Also ist es albern, darauf zu verzichten.”
“Außerdem hat es dokumentarischen Wert.”
Am Ende spielen alle mit. Kaum jemand wagt, ausnahmsweise einmal nicht mitzubieten auf diesem Basar der Aufmerksamkeiten (und einigen ist es nicht mal peinlich, dabei im Brustton der Überzeugung zu behaupten, es ginge um die Aufklärung der Öffentlichkeit). Medien sind kalkulierbar. Terroristen können sich drauf verlassen.
Stimmt genau. ABER:
“Am Ende spielen alle mit. Kaum jemand wagt, ausnahmsweise einmal nicht mitzubieten auf diesem Basar der Aufmerksamkeiten…”
Um so beeindruckender fand ich Klaus Kleber im Heute-Journal, als er sagte, die Entführer würden das (die Manipulation der Bevölkerung durch Angst-Videos) nur wollen und deshalb werde das Video nicht ausgestrahlt, sondern nur in seinen wesentlichen Standbildern gezeigt. Ob beschrieben oder gezeigt ist ein wesentlicher Unterschied! Interessierte können es eh sehen – dazu bietet das Internet genügend Foren. Ergo – hier stimmten die Medien: Wer’s will, sieht es, der Masse aber aufgezwungen wird es eben nicht.
Ich meine, das ZDF war in diesem Falle vorbildlich – und das muss man dann auch sagen.
Viele Grüße
Ja, so sehe ich das auch. Es ist ein Unterschied, ob über die Existenz eines solchen Filmes berichtet wird – oder ob man so ein Machwerk komplett ausstrahlt und damit auch hilft, die gewünschte Wirkung zu erreichen. Letzteres macht uns zu Erfüllungsgehilfen, meine ich.