Bewegliches Gut

Herbst ists – und allüberall packen Blogger ihre Siebensachen. Ziehen um und weg und hin: aus Frankfurt oder Wuppertal nach München oder Berlin, oder gleich von einem Land ins nächste.
Was solls, in virtuellen Kreisen ist ja reichlich egal, in welcher Wand der Rechner hängt, an dem ein Blogger sitzt und postet. Hauptsache, der Link stimmt noch. Oder? Oder nicht?

Ich erinnere mich noch gut an das Gefühl, als ich zum ersten Mal Post bekam von einem Menschen, den ich nur aus dem Netz kannte. Da lag er vor mir, der handgeschriebene Zettel – ein unwiderlegbarer Beweis für die reale Existenz dieser Person. (Es wäre nicht nötig gewesen, aber kurze Zeit später überzeugte ich mich zusätzlich durch persönliche Inaugenscheinnahme. Ich habe es nicht bereut.)
Viele solcher Beweise sind seither hinzugekommen. Aus Systemschriften wurde Handschriften, aus Smilies Gesichter, aus Text eine Stimme, und ich lernte, wie Leute, bei denen ich täglich reinschaue, wirklich aussehen, wenn sie lachen oder sich ärgern. Ich betrat Wohnungen, hinter deren Türen ich ganze Netz-Imperien vermutete – und fand stille Orte der Kreativität. Ich fuhr dafür nach Süden und nach Norden oder einfach nur um die Ecke, ich genieße es zu wissen, dass manche ganz in meiner Nähe sind, und ich würde jederzeit auch nach Köln, Hamburg, ins Münsterland oder an den Niederrhein aufbrechen, möchte aber auf keinen Fall Besuch aus der Pfalz haben.
Hm. Ganz ohne Belang scheint die Standortfrage also doch nicht zu sein? Ich ertappe ich mich jedenfalls dabei, wie ich diverse Blogs gedanklich an einen neuen, noch unbekannten Ort begleite – einen, den ich erst kennenlernen werde, nach und nach, und gerade so viel, wie mir gestattet wird.

4 Kommentare

  1. als gelernter ossi hab ich meine geograhischen kenntnisse doch gleich mal etwas aufgefrischt, ich weiß jetzt endlich, wo die Pfalz liegt und welche orte man dazuzählt :-)

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