Wie ein Lämmchen? Wie ein Stein hab ich geschlafen! Ok, ja, ich gebs zu: Ich hab sie gespürt, meine Knochen. Ja, auch den Po! Aber das gehört halt dazu. Die tägliche Dosis Magnesium bewahrt immerhin meine Waden vor Krämpfen. Und alles andere gibt sich. Spätestens nach der letzten Etappe…
Um 9 Uhr war wieder auf der Straße, gestärkt durch ein leckeres Frühstück inklusive Früchtemüsli und beflügelt von euren Kommentaren hier, vielen Dank dafür! Mein erstes Ziel heute: Glückstadt. Die Strecke führte zuerst an der B 431 entlang, die schnurgerade nördlich der Krückau und dann parallell zur Elbe verläuft. Die Folgen dieser enthemmenden Straßenführung sind an den vielen Gedenkkreuzen abzulesen – drei habe ich allein auf sechs Kilometern gezählt. Okke starb hier 2002, und ein paar Hundert Meter weiter, auf der anderen Straßenseite, hat jemand mit Natursteinen sogar ein Beet angelegt und liebevoll bepflanzt.
Bei Kuhle ließ ich die Bundesstraße rechts liegen und erreichte kurz darauf Kollmar, ein idyllisches Örtchen direkt an der Elbe. An den Deich geduckte, reetgedeckte Häuser, wunderschöne Gärten mit alten Bäumen – dieses Dorf hat es auf Anieb auf die Liste potenzieller Urlaubsziele geschafft.
Nach knapp 25 Kilometern stand ich auf dem Marktplatz in Glückstadt. “Dat schall glücken und dat mut glücken und denn schall dat ok Glückstadt heten”, soll Christian IV. gesagt haben, als er den Entschluss fasste, an dieser Stelle eine Stadt zu errichten. Die Lage schien dem Konig von Dänemark und Herzog von Schleswig und Holstein ideal, um seine machtpolitischen Interessen in Norddeutschland zu verfolgen, aber das unwirtliche Gelände an der Rhinmündung barg auch ein gewisses Risiko. Fortuna im Stadtwappen, dazu ein paar Steuerprivilegien und Religionsfreiheit – und Glückstadt florierte. Heute ist es mit seinem rennaissance-geprägten Grundriss Stadtdenkmal.
Einige Kilometer nördlich ging es über die Stör, an der Fahrradscheune vorbei, wo historische Räder zu bestaunen sind. (Ob diese Tour sich auch auf dem Einrad bewältigen ließe?)
Brokdorf ist die Ruhe selbst. War hier nicht mal was? Das Kernkraftwerk jedenfalls ist immer noch bewacht wie Fort Knox. Wenn der Ausstieg aus dem Atomausstieg doch noch kommt, könnte es vorbei sein mit der trügerischen Idylle, die ich für eine Rast genutzt habe.
Und das war auch gut so. Denn was nun folgte, gehört in die Kategorie “selbstgewählte Qualen”. Die Strecke führte außendeichs weiter. Im Klartext: Nichts mehr zwischen mir und dem Wind!! Links von mir die Elbe und ein Streifen Reet, rechts von mir der Deich mit diesmal wenig mitfühlenden Schafen, vor mir ein langer, einsamer Pfad, und Richtung Himmel ein Stoßgebet: “Es werde Büttel!” Und es ward Büttel.
Und auf Büttel folgte Brunsbüttel. Nachmittags überquerte ich mit der (kostenlosen!) Fähre den Nord-Ostsee-Kanal. Auf der anderen Seite lag mein heutiges Ziel. Vor der Schleuse Brunsbüttel standen die großen Pötte Schlange, um in den Kanal zu verschwinden und knapp 100 Kilometer weiter östlich bei Kiel in die Förde und schließlich in die Ostsee ausgespuckt zu werden. Die imposante Anlage hat mehrere Aussichtsplattformen, auf denen Besucher wie ich die Containerschiffe beim Schleusen beobachten konnen.
Ein paar Kilometer weiter erneut eine grandiose Aussicht, diesmal vom Deich aus: Links die Einfahrt in den Nord-Ostsee-Kanal, rechts – das Meer. Kein Zweifel: Die Elbe verabschiedet sich. Ab hier wird mich die Nordsee begleiten.
Nach 57 Tageskilometern bin ich am Ziel.
ich zieh den hut, wünsch dir gut gummi und viele interessante momente, mo!
Gratuliere zur vollendeten zweiten Tagesetappe! Ich finde es so schön, daß Du uns hier im Blog sozusagen “mitnimmst” auf diese Tour! :) Grüß mir die Nordsee!
Respekt, Mo, und alles Gute weiterhin. Hach, die Sofa-Radtour in deinem Blog ist genauso gut wie die Tour de France im Fernesehen ;-))
Viel Spaß!
Toll, Dein Reisetagebuch. Hab das Gefühl dabei zu sein. Gute Reise weiterhin. Freue mich schon auf Deinen nächsten Bericht.