Risikogruppen

Diese blondierten Gerichtsreporterinnen, die nach dem Türck-Freispruch allwissend War mir von Anfang an klar in das gleiche Mikrofon plärren, vor dem sie zuvor wochenlang detailreich all die schlimmen Sex-Vorwürfe durchhechelten – nunja. Professionelle Tratschtanten wie jene, die unbekümmert über das bis vor kurzem mutmaßliche Vergewaltigungsopfer Katharina B. vor laufender Kamera sagt, die habe ja so einiges auf dem Kerbholz, um anschließend mit gespielter Sorge zu hoffen, dass die Frau nicht fortan in der Öffentlichkeit gehänselt wird – die erinnerte mich spontan an eine meiner alten Forderungen.

Einen Wesenstest für alle, die in dieser Branche Geld verdienen.

Und einen obligatorischen Schulabschluss für TV-Autoren. Das könnte uns Schlusssätze wie diesen vielleicht ersparen: Und es bleibt die Frage: Warum gab es diesen Prozess überhaupt? (Äh – weil wir in einem Rechtstaat leben, vielleicht? Nur so eine Idee.)

6 Kommentare

  1. Gute Idee @Mo. Die Frau war doch völlig inkompetent, ihr zusätzlich unprofessionelles Geplänkel über Stalker grausig.

  2. Hm. vielleicht habe ich eine gekürzte Fassung erwischt, oder nicht richtig hingehört – oder ich meine eine ganz andere, jedenfalls hab ich nichts über Stalker in Erinnerung…
    Es ist aber auch nicht wirklich schlimm, das Gedächtnis nicht länger als notwendig mit solcherlei “Expertentum” zu belasten. Schönen Sonntag, Gabi!

  3. Ich habe zum Glück von dieser unappetitlichen Geschichte nicht allzu viel mitbekommen, aber das bißchen was ich mitbekommen habe, hat mir echt gereicht. Boulevard-Journalismus in Vollendung – einfach grauenhaft und Übelkeiterregend. Ich verstehe nicht, daß man solchen Typen heutzutage so eine Bühne bietet. Früher (war eh alles besser – ich glaub ich werde alt! ;o) ) da wurde einmal gemeldet: XY wegen was auch immer angeklagt! und dann noch einmal wenn das Urteil gefallen war, wie der Prozeß ausgegangen ist. Wenn öfter berichtet wurde, dann über die richtig schweren Fälle. Aber ein Fall wie der von Türk …??!!! Ein Stichwort, das mir noch dazu einfiel war “Volksverdummung”.

    Ach ja und dann war da noch der Typ, der jahrelang als Hochstapler unterwegs war und sich u.a. auch als Arzt ausgegeben hat und es zu einer guten Stelle in einem Krankenhaus brachte, bis er geschnappt und verurteilt wurde. Inzwischen hat er ein Buch über das alles geschrieben. Und nun hat er in einem darin erwähnten Ort – in dem er auch sein Unwesen getrieben hat – allen Ernstes die Ehrenbürgerschaft beantragt, weil er – seiner Meinung nach – dem Ort ja soviel Gutes getan und den Bekanntheitsgrad durch die mehrfache Erwähnung im Buch erhöht hat. Der Bürgermeister des betreffenden Ortes wußte nicht so recht, was er zuerst tun sollte: empört sein oder fassungslos abwinken. Wie gesagt, wenn das alles so weitergeht, dann gibt’s irgendwann in hundert Jahren auch noch irgendwo ein Denkmal für einen besonders erfolgreichen Verbrecher oder so. Weitere Fälle, die man erwähnen könnte wären “Dagobert” (der Hertie-Erpresser, oder war es Kaufhof?), der nach Haftentlassung dann auf Talkshow-Runde ging, inzwischen auch ein Buch geschrieben und glaube ich auch an einem darüber gedrehten Film finanziell beteiligt wurde. Oder der Fall “Günther Kaufmann”, der – kaum, daß er aus der Haft entlassen war – ankündigte, man könne/solle diese Geschichte unbedingt verfilmen und er würde gerne die Hauptrolle im Film übernehmen. Ich würde sagen, da ist etwas mehr als nur “irgendwas” faul im Staate Dänemark äh Deutschland.

  4. Friedrichsen kam auch vor in dem Beitrag, Gabi – aber ich meine eine andere, irgendeine Bunte-Reporterin.
    Ob in dieser Hinsicht früher alles anders war, weiß ich nicht recht, Liisa. Die entsprechende Presse hat schon vor jahrzehnten Prozesse detailliert begleitet, wenn es einen “schlüpfrig-Faktor” gab (z.B. der Anderson/Ihns-Prozess 1974 in Itzehoe).
    Eine andere Frage ist die nach der nachträglichen Vermarktung von kriminellen Taten. Was die Presse angeht, so widerspricht sowas dem Kodex – aber es wird ja kein Blatt oder Sender gezwungen, sich daran zu halten. Bei einer hohen Gewinnspanne kann man auch mal eine Rüge vom Presserat in Kauf nehmen… Offenbar wollen das genug Leute lesen und (bezahlen). :(

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