Sünden-Fall

Wir müssen davon ausgehen, sinniert der Leiter der Mordkommission und betrachtet nachdenklich die Gesichter seiner Mitarbeiter, dass der Täter im Heterosexuellen-Milieu zu finden ist. Hört euch dort mal um. Da gibt es doch diese eine Hetero-Kneipe…. wer übernimmt das? Betretenes Schweigen.

Hachja.

Tschuldigung, ich war kurz weggenickt. Immer noch erstaunlich, mit welcher Selbstverständlichkeit die sexuelle Orientierung eines Menschen mit den Umständen seines Todes in einem Atemzug genannt wird – gerade so, als bestünde da ein kausaler Zusammenhang. Kann ja kein gutes Ende nehmen. Und gerade so, als habe es seither keine anderen Tötungsdelikte in München mehr gegeben, raunt es aus allen Richtungen beschwörend: Sedlmayr, Sedlmayr…

11 Kommentare

  1. Scheint so, als hätte die sexuelle Orientierung Moshammers etwas mit seinem Ableben zu tun gehabt. Die Vermutung, seine Sexualpraxis könne etwas mit seinem Dahinscheiden zu tun haben, war nicht völlig abwegig geäußert. Dieser Vermutung nachzugehen war legitim. Und – wie man jetzt weiß – richtig. Es bestand ein kausaler Zusammenhang. Also kein Grund gleich wildeste Homophobie an den Pranger zu stellen.

  2. Ich schrieb von sexueller Orientierung, und die hat keineswegs etwas mit seinem Ableben zu tun gehabt – sondern allenfalls das (sexuelle) Verhalten, sich nachts Unbekannte in den Wagen zu holen. Das ist ein entscheidender Unterschied. Ähnliches kann jedem heterosexuell veranlagten Mann widerfahren, der sich Prostituierte aufsammelt. Es bestand somit KEIN kausaler Zusammenhang – es sei denn, man glaubt insgeheim, dass Homos eben eher zum Morden neigen als Heteros.
    Ach, und O.: Bitte nicht anonym kommentieren.

  3. OK, sexuelles Verhalten, nicht Orientierung. Also seine “Vorlieben”.

    Aber wenn das nicht unbekannt ist, dann ist es doch nicht gleich ein Schlag gegen homosexuelle Lebenspraxis, wenn die Polizei in dem entsprechenden Milieu ermittelt. Ich wette, Mosis “Vorlieben” haben in München die Spatzen von den Dächern gepfiffen.

    Und: Warum nicht “anonym” kommentieren? Ich mag multiple Persönlichkeiten… Vielleicht kann ich mich ja sogar dafür erwärmen, ein veritables Borderline-Syndrom zu entwickeln… Und wenn eine Identität “Spyderco” existiert, dann ist er/sie/es auch nicht “anonym”, gelle?

    Umgekehrt könnte ich auch sagen: Du sollst keine IP’s auslesen vor dem Gott des Internet!

  4. Oha, da fühlt sich wer ertappt. :) Du weißt, der Gott des Internet sieht alles.
    Und du sollst jetzt arbeiten, statt mich zu ärgern. ;)

  5. Ooooh – ich mag mich mal wieder streiten. Sonntagsproduktion ist langeweilig.

    Hm. Eine meine früheren Freundinnen litt unter gelegentlichen schweren psychotischen Schüben. Das war so schrecklich wie faszinierend – wenn jemand, den du gut kennst, auf einmal jemand anderes ist.

    Ein Psychiater erklärte damals, sie nehme eine Auszeit von sich selbst. Eine von dem primären Selbst.

    Für ihre Umgebung – speziell mich und ihre WG – war sie eine schwere Belastung in dieser Zeit. Aber für sie selbst war es vielleicht ganz toll?!

    Seitdem läßt mich das mit der “multiplen” oder Borderline-Persönlichkeit nicht los. Aber das ist ein Abgrund, von dem diese Identität hier jetzt nichts mehr erzählt…;-)

  6. “Ganz toll” war es für sie ganz sicher nicht. Und damit beende ich dieses Thema mal.
    Falls du aber noch ein wenig über den Fall Mosi streiten willst – gerne! :) Ansonsten: ab in die Produktion!

  7. Produziere doch … schnüff. Keiner mag streiten… bääh!

    Schön, also ich verstehe deinen Ansatz nicht ganz. Das, was der Leiter der Mordkommission gesagt hat, war doch eine Vermutung. Nämlich die, dass der Täter möglicherweise aus diesem oder jenem sozialen Umfeld stammt. In diesem Fall also das Bahnhofs-Stricher-oder-nicht-Stricher-Milieu. Das Milieu derer, die nachts mit dem Auto zum Fleischfangen fahren. In der Tat eine im Hetero-Milieu weit verbreitete Praxis. Aber du hättest nicht reagiert, wenn es geheißen hätte: Moshammer fährt nachts zum Babystrich. Oder Mosi lädt sich Callgirls in seine Villa (wie der Michel). In beiden Fällen aber setzt sich der Praktizierende einer gewissen Gefährdung des halbseidenen Milieus aus. Ob nun Homo oder Hetero. Aber wenn man nun das Milieu, in dem sich die Tat abgespielt haben mag, weiter eingrenzt (in Mosis Fall: homo) werden kann (weil seine Vorlieben — junge Männer auflesen — bekannt waren, wieso ist das gleich diskriminierend?

    ich offensichtlich tumb nix verstehn

  8. Aaalso: Da stellen wir uns mal ganz dumm…
    Der Herr Kommissar versucht den Kreis der Verdächtigen einzugrenzen – und wählt dafür das Stricher-Milieu, weil Mosis Vorlieben bekannt sind. Sehr clever, der Herr Kommissar. Weiß zu unterscheiden zwischen einer Vorliebe für kaufbaren S*x und einer Vorliebe für ein Geschlecht. Und praktisch, denn gleich im ganzen Homo-Milieu zu suchen, das hätte auch viiiel mehr Ermittlungsarbeit gemacht – alles viiiel zu groß und viiiel zu vielfältig! Und weil der Herr Kommissar das weiß, hat er das auch nicht getan. Kluger Kommissar.
    Deshalb kommt der in meinem Posting auch gar nicht vor.
    Das bezog sich auf andere Phänomene im Dunstkreis dieses Falles. Zum Beispiel auf Mutmaßungen, dass es offenbar lebensgefährlich sei, als Schwuler in München zu leben. Ist es das? Vermutlich nicht gefährlicher als für anders Talentierte, doch der aufs Reizwort “Homo” eingeengte Blick sieht nur den Fall Sedlmayr – und nicht die Kriminalitätsstatistik. Auch in der sind Heteros in der Mehrheit. (Und das wünscht ihnen keiner. Ehrlich nicht.)

  9. Ok. Ah, jetzt verstehe ich. Aber das wird so in deinem ersten Text nicht deutlich. Mir jedenfalls nicht. Ich hab eigentlich von Anfang an nicht recht verstanden wo du eigentlich drauf hinaus willst. Der Aspekt, den du ansprichst, ist mir eigentlich weder in der FR noch im HR noch in der NZ noch in den Agenturmeldungen aufgefallen.

    Vielleicht doch ein sehr persönlicher Blick deinerseits auf Mosis Dahingehen?

  10. Also ich versteh sehr gut was Du meinst, Mo. Allein die Verwendung des Begriffs ‘Milieu’ spricht Bände – da er zwingend eine negative Assoziation zu der bezeichneten Gruppe hervorruft. Der Begriff wird allgemeinsprachlich (außerhalb der Soziologie) ausschließlich als Synonym für ein gesellschaftlich marginales, zwilichtiges soziales Umfeld verwendet und ist damit immer negativ konotiert.

    Heterosexuelles-Milieu, Erwerbstätigen-Milieu, Frauen-Milieu, Urlaubsreisenden-Milieu, Politologen-Milieu oder ähnliches werden wir niemals lesen oder hören.

  11. ich verstehe nicht recht. heißt das mit heteros besetzte strichermilieu jetzt offizielle heterosexuellenmilieu und eine entsprechende kneipe heterokneipe?
    oder wo ist der witz?
    ich meine, daß mosi nicht hetero war, war doch schon immer offensichtlich.
    andererseits ist ‘heteromilieu’ mal eine sehr schöne neue wortschöpfung.

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