Mitten im Leben

Manchmal hilft es ja, wenn man sich in festen Bahnen bewegen kann. Wenn es Rituale gibt, an denen man sich bei einer Trauerfeier festhalten kann: Wer wann was sagt oder tut, und was man bei so einer Gelegenheit eben nicht tut. Andererseits: Das alles über Bord zu werfen, kann sich sehr befreiend anfühlen.

Ich hätte nicht gedacht, dass ich mich einmal am Bemalen eines Sargs beteiligen würde. Dann tat ich es doch, mit einer überraschenden Selbstverständlichkeit und – ich traue mich kaum, es aufzuschreiben – sogar mit Spaß. Den hätte H. auch gehabt, da waren wir uns sicher, denn genauso hat sie es sich gewünscht.

Zwangslos, mit einer Tasse Kaffee in der Hand, in den hellen, wohnlichen Räumen der Bestattungsfirma herumzugehen, wo alle Türen offenstanden; sich auf ein Sofa zurückzuziehen und die Tränen laufen zu lassen (Taschentücher lagen überall bereit); sich zu zweit, in kleinen oder größeren Grüppchen zu unterhalten, sich gegenseitig Anekdoten zu erzählen, auch mal laut zu lachen und nicht zu merken, dass dabei drei Stunden vergehen – ja, das hat ihr bestimmt gefallen. Mir auch.