Doping aus dem Kopfhörer

Gewöhnlich laufe ich mit Podcast im Ohr, meist ist es eine Der-Tag-Sendung von HR2, das kommt längenmäßig ziemlich genau hin, oder drei bis vier Zeitzeichen-Geschichten von NDR Info, oder ein Funkhausgespräch von WDR 5 (wobei ich hier neulich unvermutet die Stimme meines Chefs im Ohr hatte – an meinem freien Tag.) Ich lasse mir gerne was erzählen, während ich so durch den Wald trabe – und ja, ich stelle auch ganz brav die Lautstärke so niedrig, dass ich nicht nur hinterrücks heranpreschende Radfahrer rechtzeitig höre, sondern auch noch was vom Vogelgezwitscher über mir mitbekomme. Wozu ist man schließlich draußen in der Natur?

Podcasts beim Sport haben für mich einen Vor- und einen Nachteil. Sie lenken mich wunderbar von der Müdigkeit in meinen Beinen ab. Aber sie machen mir auch keine – Beine, meine ich. Will sagen: Beim Hören von “Sein Kampf – Götz Aly rechnet mit 1968 ab” hat man vielleicht einige Aha-, aber keine Geschwindigkeitsrausch-Erlebnisse. Und mit einer Hart-aber-fair-Sendung zum Thema “Wer kann sich Altern in Würde leisten” im Ohr neigt man eher dazu, unterwegs schlaff die Schultern hängen zu lassen, statt sich an Tempo-Intervallen zu versuchen – nach dem Motto: “Ach – nützt ja eh nix mehr.”

Um mich zum gezielten Training zu motivieren, sind meine Stamm-Podcasts also ungeeignet. Ein spezieller Lauf-Podcast vielleicht? Ich habe ich es mit dem Jogmap-Trainingspodcast probiert – nicht schlecht, aber ich fühlte mich so beobachtet (“Noch ein bisschen schneller! Komm, da geht noch was! Los, anstrengen! Ja, schon besser.”)

Also doch lieber Musik, um auf Touren zu kommen? Aber was? Sting und Mercedes Sosa wärmen zwar die Seele – bei diesen sommerlichen Temperaturen ist das eher kontraproduktiv. Der ganze Jazz-Kram bringt’s nicht. Rebekka Bakken (“There are so many men, and I love all of them”)? Passt beim Laufen weder musikalisch noch textlich. Hilfe! Ich brauche Tipps. Welche Musik geht direkt vom Ohr in die Beine und verleiht auf halbem Weg dorthin Flügel? Verratet mir die effektivsten Songs auf eurer Lauf-Playlist!

6 Kommentare

  1. Mozart. Die Klavierkonzerte gehen alle.
    Vivaldi, vieles. Musst Du ausprobieren.
    Bach, wenn man ihn mag. Die Brandenburger z.B. ergeben eine gewisse Stetigkeit, die nicht ZU schnell ist.

    Dire Straits
    Police
    Queen

    und bei mir Jazz, aber das scheint ja bei Dir nicht zu wirken. ;-)

    z.B. Tik Tak Tok

  2. Schwungvolle junge Herren mit Gitarren helfen immer beim Laufen, Maxim Park, Arctic Monkeys, oder auch Nine Inch Nails.

    Laut und treibend muss es sein, damit man das leidende Stöhnen der stöckeschleifenden Walker nicht so hört. ;)

  3. Klassik habe ich noch nicht ausprobiert. Bin diesbezüglich aber eher skeptisch. Auch die etwas betagteren Gitarren-Herren kann ich persönlich nicht empfehlen, im Gegensatz zu den jüngeren. Derzeit im IPod: “Books from Boxes” von Maximo Park, “Suburban Knights” von Hard-Fi oder – und das ist mir ein bissel peinlich – Sashas “Drei ???”-Musik “Hide & Seek”. Passt sich nämlich soo schön der Frequenz meiner Schritte an.

  4. Im heutigen Praxistest haben sich bewährt:
    Maximo Park (Books from Boxes; Karaoke Plays, Our Velocity – eignen sich wirklich hervorragend, danke Ralf!)
    Hard-Fi (Can’t get along, Suburbian Knights, danke Micha)
    Gianna Nannini (America)
    Robbie Williams (Hot Fudge Cursed)
    Ideal (Berlin)
    Brian Adams (Summer of 69)
    Bap (Waschsalon)
    Klassik – gern gehört, aber fürs Laufen nicht so meins. Obwohl – Vivaldi (danke Mikel) vielleicht. Ich probier’s.

  5. Als Langstrecken-Sportler orientiert man sich ja an “lange – langsam” (also 1,5 bis 2 Stunden oder mehr) und eher-kurz-und-heftig. Pauschal gesagt.

    Also HR 2 der Tag ist Trumpf bei “lange langsam”, weil übers stumpfsinnige Dahintraben auch keine Musik hinweghilft. Da muss also Erkenntnisgewinn ran. Und bei dem niedrigpulsigen Tempo kann man zwei Sendungen auch gut verarbeiten.

    Bei schnelleren Einheiten was flottes Moderates: Meta Loaf, Red Hot Chili Peppers.

    Bei Intervallen und Bergaufläufen hilft nur was Aggressives: Rammstein, Marilyn Mansion, Rage Against The Machine.
    Was ein Glück, dass du sowas nicht läufst – denn solcherlei Aggro-Stoff hasst du wahrscheinlich ;-)

  6. Auf meiner Laufstrecke gibt’s keine nennenswerten Steigungen, so bleibt mir Rammstein also erspart.
    “Lange- langsam”, das entspricht bei mir ja eher “nicht-ganz-so-lange-aber-dafür-umso-langsamer”. ;) Eben drum braucht’s ab und zu einen Antreiber im Ohr. Meat Loaf kommt in die engere Wahl.

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