Mamma Mia – here I go again

Ok, ich geb’s zu. Ich hab es getan. Aber es gab gute Gründe. Wir waren jung, wir suchten ein originelles Geschenk, wir hatten eine leere Garage und eine Video 8-Kamera zur Hand.

Also tat auch ich, was schon viele vor mir taten: Ich goss mich irgendwann in den 80er Jahren in ein braunes Kaminkleid, nahm eine Mikrofon-Attrappe in die Hand und verwandelte mich in Agnetha. K. trug einen glitzernden Hosenanzug mit Monster-Schlag und gab die Anni-Frid, S. spielte Björn und C. übernahm den Part von Benny. Unsere Choreographie war grandios, K. und ich hatten an Tanzschritten und Hüftschwung gefeilt, bis wir uns absolut abba-like bewegten. Das kleine Heimvideo wurde ein voller Erfolg. We’ve been the Daaaaancing Queeeeens, young and sweeeeet, only…. naja. Ok, nicht mehr ganz 16. Aber süß.

Nun denn, bekanntlich ist ja fast nichts im Leben von Dauer. Abba ging auseinander, ich ebenfalls (in das Kaminkleid passe ich beim besten Willen nicht mehr rein), und sogar Frida ist jetzt 60. Nur eines ändert sich nie: Abba wirkt. Auch in fortgeschrittenem Alter.

Gestern sahen wir Mamma Mia in der Frankfurter Festhalle – und zappelten vom ersten Akkord an mit. Die Geschichte dreht sich um eine junge Braut, die ihren leiblichen Vater finden will und zur Sicherheit alle in Frage kommenden Ex-Freunde ihrer Mutter zu der Hochzeit einlädt. Am Ende wird geheiratet, wenn auch nicht in der geplanten Kostellation.

Feuer bekommt diese an sich nicht sehr einfallsreiche Story durch einen guten Schuss Selbstironie, sehenswerte Tanz-Choreografien, einige beeindruckende Solo-Gesangsstimmen – und, natürlich und vor allem, die unsterblichen Abba-Hits. Das Publikum, generationsübergreifend angereist, hielt es am Ende nicht mehr auf den Sitzplätzen, und das lag nicht etwa nur an der Bestuhlung, die der Festhallenbetreiber offenbar aus Restbeständen der Folterkammern der spanischen Inquisition eingekauft hat, wie ein Kollege über das Musical-Ereignis in Frankfurt treffend schrieb.

Prädikat: Kult! Muss! Und in Frankfurt besonders für Zeitgenossen ohne Bandscheibenprobleme lohnenswert.