Fremde Hände

Unbeständig, 11 Grad. Geht als regnerischer Frühlingstag durch, meine ich. Also dann.

Ich hatte meinen Koffer nur wenige Momente aus den Augen gelassen, als ich in dem Buchladen am Frankfurter Hauptbahnhof nach Reiseliteratur schaute. Immer wieder sah ich von den Buchtiteln auf und hinüber zu der Stelle, wo ich mein Gepäck abgestellt hatte. Und während ich aufmerksam Wäsche und Zahnbürste im Auge behielt, stahl mir jemand aus dem Rucksack, den ich am Körper trug, die Geldbörse.

Dumm gelaufen.

Hab ich dir nicht immer gesagt: Pass auf, Kindchen, die Welt ist böse!, meinte der weltbeste Kollege später. Jaja. Hinterher, und so. Niemals Wertsachen auf dem Rücken tragen. Geld und Papiere getrennt aufbewahren. Ich bemerkte den Diebstahl erst, als ich im ICE nach Hamburg saß (ohne gültiges Ticket), und es dauerte wiederum eine knappe Stunde, bis mir der Rempler im Buchladen wieder einfiel. Klassisch. Tausendmal gesehen, sogar selbst drüber geschrieben, und dann das. Peinlich.

Das Aufnehmen einer simplen Anzeige gegen Unbekannt lässt einen einfachen Computer bei der Bundespolizei in Hamburg mehrmals abstürzen. Ich frag mich: Wie wollen die da all die DSL-bewaffneten Dozenten auf der Universität des Terrors dingfest machen? Der Polizeibeamte, Typ Jan Fedder, macht sich wiederholt über meinen zweiten Vornamen lustig, hört damit aber abrupt auf, als ich ihn nach seinem frage.

Unangenehmer als der Schaden ist der Gedanke daran, dass ein fremder Mensch von der Sorte, die anderen Leuten Geld stiehlt, meine privaten Fotos, meine bekritzelten Zettelchen, meine Nachrichten mit Erinnerungswert in seinen Händen gehalten hat. Dass mir jemand so nah gekommen ist, dem ich nie freiwillig diesen Blick auf mein Privatleben offenbart hätte. Alles andere ist ersetzbar. (Brauche ich überhaupt einen neuen Personalausweis? Und einen Führerschein, wo ich doch kaum noch Auto fahre?)

Fürs nächste Mal:
Zentrale Notfall-Sperre von Kredit- und EC-Karten (einheitliche Nummer für alle Institute): 116 116
Bundespolizei: 01805 234566
Fund-Service-Hotline der Bahn: 01805 990599

7 Kommentare

  1. “Hinterher, und so.” … ? Nein, nein – das hätte ich dir auch vorher sagen können ;-)

  2. Ja, nun. Vermutlich bin ich durch deine häufigen Wiederholungen abgestumpft. Das sollte dir zu denken geben.

  3. Pah. Nichts geht über eigene praktische Erfahrung. Häh?

    Früher hieß das: Wer nicht hören will, muss fühlen.

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