Schweres Erbe

Im Nachlass meiner Mutter findet sich ein vergoldeter Männerring, in den jemand einst mit einem spitzen Gegenstand ein Wort und eine Jahreszahl geritzt hat:
DARNIZA 1943.
Vielleicht ein russischer Frauenname? Ich stellte mir eine heimliche Romanze meines Großvaters vor, von dem ich weiß, dass er ein oder zwei Jahre nach dem Krieg aus russischer Gefangenschaft zurückkehrte. Ich lächelte. Dann gab ich den Namen in eine Suchmaschine ein. Und wurde fündig.

In einer Liste deutscher Kriegsgefangenenlager wird Darniza, ein Stadtteil von Kiew, als Stalag 339 geführt – Stammlager für kriegsgefangene Mannschaften und Unteroffiziere. Ein Jahr lang, zwischen Januar 1942 und Februar 1943, pferchten die Deutschen hier alliierte Kriegsgefangene zusammen.
Wem der Ring einmal gehörte, wie er in den Besitz meiner Familie kam, wer die Gravur darin hinterlassen hat – ich werde es nie erfahren. Und ich bin keineswegs sicher, ob ich es überhaupt wissen will.

3 Kommentare

  1. östlich der Stadt wurde ein Kriegsgefangenenfriedhof angelegt, der zuletzt etwa 800 Gräber umfaßte. Die Lage des Friedhofs wird allgemein als sehr schön bezeichnet.

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