Schnittstellen-Probleme

Der nicht sehr groß gewachsene Verkäufer in der Computerabteilung kneift konzentriert die Augen zusammen, als ich ihm schildere, was ich haben will: Eine heimisches Drahtlosnetz, das ich ausschließlich für das Notebook nutzen will und nicht für den Desktop-PC. WLAN on demand sozusagen. Funk nur dann, wenn es nötig ist, und nicht permanent. Ansonsten gutes altes Kabel, Salat hin oder her.
Eigentlich eine einfache Sache. Dachte ich.

Der Verkäufer fixiert einen unsichtbaren Punkt in seinem Router-Regal und lässt sich Zeit mit einer Antwort. Der Fachmann denkt. Ich warte geduldig.
Schließlich richtet er einen kritischen Blick auf mich und sagt:
Das ist nicht konsistent.
Ich warte weiter. Vermutlich ist das nur eine Einleitung, die in einem längeren Vortrag mündet, in dem er mir die erbetene Information kundenfreundlich aufbereiten wird.
Es braucht zwei, drei Augenblicke, bis ich begreife: Da kommt nix mehr.
Ahhh ja, rufe ich in das entstandene Vakuum hinein. Mag sein. Also, was brauche ich dafür?
Er deutet ein Kopfschütteln an. Sagt dann doch noch etwas: Das ist so nicht gedacht.
Heißt das, es geht technisch nicht?, frage ich rasch nach – froh, dass der Redefluss in Gang gekommen scheint.
Nein, was Sie da haben wollen, ist… es ist nicht konsistent.
Herrjeh. Vor meinem geistigen Auge formieren sich die Buchstaben F-A-C-H-I-D-I-O-T zu einem sehr konsistenten Wort.
Aber ich gebe nicht auf: Ich erkläre es gerne nochmal in einfachen Worten. Ich möchte…, hebe ich an, da unterbricht er mich. Ah – endlich, denke ich. Jetzt kommt die Information, ja?
Ich habe Sie schon verstanden. Aber das ist so nicht gedacht.
Technisch nicht machbar?, hake ich nach, bereits hörbar ungeduldig. Eigentlich eine einfache Frage, schiebe ich schnell noch gehässig hinterher.
Das habe ich nicht gesagt. Nur, dass es…
…nicht konsistent ist, ich weiß. Hören Sie – ich bin nicht daran interessiert, ob Sie das logisch finden, was ich da vorhabe, oder ob Sie das privat anders handhaben würden. Ich will nur wissen, ob es technisch geht, und wenn ja, was ich dafür brauche. Können Sie mir das wohl beantworten?, frage ich betont liebenswürdig.
Er nickt so langsam, als würde es ihm Schmerzen im Nacken bereiten.
Hm, ja. Schon.

Fünf Minuten später. Ich habe das gesuchte Gerät in der Hand.

Aber ich weise Sie darauf hin, dass es…
…nicht konsistent ist? Tja, das ist bitter. Was machen wir da? Ach wissen Sie: Was soll’s! Ich nehme es trotzdem! (Irgendwie warte ich in diesem Moment auf ein vom Band eingespieltes Zuschauerlachen – vergeblich.)
Nein, aber dieses Gerät zu konfigurieren, ist nicht für jeden Consumer zu bewerkstelligen.
Er sagt tatsächlich Consumer, nicht Kunde. Und stiert mich mit diesem triumphierenden “Hab-ich-dich-doch-noch-dran-gekriegt”-Blick an.
Und? Kommt da noch was?, frage ich zurück.
Ich wollte nur darauf hingewiesen haben.
Mit anderen Worten, das da, ich zeige auf den Aufdruck “Einfache Installation” auf der Packung, ist glatt gelogen?
Nunja. Es ist zumindest nicht ganz so einfach.
Ich sehe in sein käsiges Gesicht und schalte meine Stimme in den Dummchen-Modus:
Oh. Puh. Sie meinen also, dass mich dieses Gerät vor ein Problem stellen wird… (er zieht bedauernd den rechten Mundwinkel nach oben), obwohl ich bereits meinen Router zuhause so konfiguriert habe, dass er mir seit Jahren problemlos ins Netz verhilft? (und lässt ihn wieder sinken.)

Seit gestern Abend können wir nun sowohl verkabelt als auch – im Bedarfsfall – drahtlos online gehen. Es ist nicht konsistent – aber es macht Spaß!

6 Kommentare

  1. hö? wieso ist das nicht konsistent? wir machen das natürlich auch so. (it-fachjournalistin und programmierer)

Kommentare sind geschlossen.