Momentaufnahmen

New York 11. September, ein üppiger Band mit Bildern von 18 Magnum-Fotografen, fiel uns im Buchladen in die Hand. “Weißt du”, sagte ich noch zu Siebenstein, “mich stört, dass uns gerade dieses Ereignis mit Brachialgewalt ins Gedächtnis gemeißelt wird, während die ungezählten Katastrophen an anderen Orten der Welt es nicht wert scheinen, sich ihrer zu erinnern.” Sprachs, nahm den Band und ging damit zur Kasse.
Gänzlich entziehen kann man sich ihm offenbar nicht, dem Erinnern an diesen kollektiv erlebten Schrecken des 11. September. Die eindrücklichsten Bilder, das merke ich beim Durchblättern des Buches, sind die scheinbar unspektakulären: Die menschenleere, von Staub bedeckte und von Trümmern übersäte Lobby des World Financial Center, in die diffus das Sonnenlicht scheint. Der Mann, der trotzig im Dunst steht und konzentriert auf ein Blatt Papier starrt, als suche er dort eine Erklärung für das, was eben passiert ist. Die Motorhaube eines Autos, auf der jemand ein Lebenszeichen in den Staub geschrieben hat: “I survived. Moe.”