Guten Rutsch – auch nach Karlsruhe

Neues Jahr – ich frage dich:
Was ist dein Geschenk an mich?
Bringst du Pläne von Schäuble zurück,
Höhlst die Grundrechte aus noch ein Stück?
Dreh Dich um und zeig Dein Gesicht,
Neues Jahr, enttäusche mich nicht.

Durch Zeit und Raum fliegen die Träume
und kämpfen noch mit den Schatten der Nacht.
Doch Sonnenlicht fällt durch die Bäume,
und die Erde erwacht …

Neues Jahr, was bringt der Wind,
wenn das Lauschen bald beginnt?
Bringt er Blicke auf Eig’ne Dateien?
Und schränkt Sphäre privat noch mehr ein?

Ich bitte Dich, erzähle es mir –
Neues Jahr, vertrau wenigstens Du mir.

Verzeih, Gitte.

Und… Aktion!

Wow, das war einfach der Hammer, diese “Aktion Licht aus”. Fünf Minuten abschalten, und alle, alle waren dabei. Ein wenig hat es mich an die Sonnenfinsternis 1999 erinnert, und an die englische Reporterin, die fürs deutsche TV-Publikum bewegt “Wir alle sind unifiziert in diese Moment” ins Mikrofon flüsterte. Gänsehaut, ey.

Damals, vor Jahren, als Benny Beimer (Gott hab ihn selig) schon einmal “Licht aus für die Umwelt” forderte, drückten höchstens ein paar Hardcore-Aktivisten den Schalter – und die Lindenstraße gleich mit aus. Heute sind alle dabei, wenn es um den Klimaschutz geht, und die Kollegen vom Fernsehen setzen dieses bewegende Schwarz in all den unifizierten Städten wattstark in Szene. Beeindruckend.

Nicht gutes Gewissen – nein, Symbolik ist das beste Ruhekissen. Fünf Minuten reichen schon!
Also auf zur nächsten Aktion – wie wär’s mit “Hände weg” für den Kinderschutz? Am 27. Dezember 2007 von 20 bis 20.05 Uhr keine Schläge. Ihr seid doch dabei?

Lebensverlängerung

Ein Jahr begleitet sie mich nun. Oder ich sie. Jeden Tag in diesem Jahr hatte ich mit ihr zu tun. Selbst wenn ich im Urlaub war, gab es hier täglich einen neuen Brief von ihr zu lesen. Sie hat mich zurück in die Lesesäle der Bibliotheken, in Antiquariate, zum Blättern in brüchigem Papier, zum Lachen und zum Heulen und nebenbei darauf gebracht, dass Goethe einen schwulen Enkel hatte, mir ein paar Minuten Ruhm, ein Jobangebot und den Grimme-Award beschert. Nun mag ich sie nicht sterben lassen, die Annette von Droste.

Sie ist jetzt 51 Jahre alt, sitzt krank in ihrem Zimmer auf der Meersburg am Bodensee, das sie kaum noch verlassen kann, und registriert besorgt den Lärm auf den Straßen, die Vorboten der Revolution von 1848. Sie weiß, dass sie nicht mehr nach Westfalen, nach Münster, ins Rüschhaus – dass sie nicht mehr nach Hause zurückkehren wird. Sie hat ihr Testament gemacht (nach dessen Wortlaut ich lange suchen musste). Fünf Briefe noch sind überliefert – dann ist Schluss, mit ihrem Leben und mit meinem Projekt.

Schluss? Och nööö! Ich zögere das einfach noch ein bisschen heraus. Fange von vorne an, durchwühle die frühere Korrespondenz, finde noch mehr Briefstellen, die zu lesen sich lohnen. Zum Beispiel diesen hier, den man sich unbedingt für schlechte Zeiten bookmarken sollte!