Eine geht noch

Tschuldigung, liebe Kolleginnen und Kollegen von der Berliner Zeitung: Nach Uwe Vorkötter haben wir euch nun auch Brigitte Fehrle abspenstig gemacht. Eure stellvertretende Chefredakteurin und ehemalige taz-Redakteurin wird nächste Woche Vize (Vizin?) in der Chefredaktion der Frankfurter Rundschau. Wird auch Zeit – das konnte so nicht weitergehen, dass die einzige Dame in exponierter Position bei der FR die alte Tante war.

Wenn ich jetzt noch bitte in meiner von asketischen Männern dominierten Redaktion eine runde, weibliche Verstärkung bekommen könnte… ? Berlin? Geht da noch was?

Gespräche in Zeiten des Krieges

Wird dies das erste Mal sein, dass Bewohner von “verfeindeten” Ländern miteinander im Gespräch bleiben, während Raketen fallen?, fragt Lisa Goldman und erzählt in ihrem Blog von dem Abend, an dem sie mit einem Libanesen chattete – sie in Tel Aviv, er in Beirut, wo gerade Raketen niedergingen.

Tatsächlich sind diesmal – zum ersten Mal? – zwei Länder betroffen, in denen vergleichsweise viele Internetnutzer leben. In Israel waren nach Zahlen der UNO Ende letzten Jahres 45 Prozent der Bevölkerung online, im Libanon mehr als 13 Prozent (zum Vergleich: Syrien 4,2 Prozent, Jordanien 11 Prozent).

Über Lila fand ich auch einen Artikel in der Jerusalem Post, in dem – wie in vielen anderen dieser Tage – über die Kommunikation von Bewohnern beider Ländern via Internet berichtet wird. Traditionelle Medienleute scheinen sich gerade die Augen zu reiben ob der Möglichkeit, auch in Kriegszeiten miteinander in Kontakt zu bleiben – und das, ohne dabei auf sie, die Medien, angewiesen zu sein! Der Mann in Beirut, der auf seinem Dach saß und die Raketenangriffe auf seine Stadt im Chat schilderte, war in der Lage, seine Gefühle und die Atmosphäre in einer menschlichen, persönlichen Weise zu schildern, die Zeitungsartikel oder Fernsehnachrichten nicht erreichen können, meint Lisa Goldman.

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Einblicke

Die Situation im Nahen Osten eskaliert mal wieder. Das tut sie ja gerne. Seit Jahrzehnten ist Gewalt im Nahen Osten eskaliert eine der am häufigsten verwendeten Floskel von Journalisten. Das Praktische an dieser Formulierung: Sie passt immer und ist neutral, denn es gibt kein handelndes Subjekt.

Heutzutage kann man auf vielen Wegen erfahren, was diese Eskalation im Alltag bedeutet. Blogger im Libanon und in Israel beschreiben ihre Lage:

Die Sirenen heulten wieder und wir rannten in den Flur. Es ist der einzige Ort in unserer Wohnung, der keine Wände, Fenster oder Türen nach außen hat. Wir hörten vier Raketenangriffe, zwei davon sehr nahe. Ich konnte nicht anders, ich brach in Tränen aus. Wenigstens waren die Sirenen diesmal vor den Bomben zu hören, so dass wir Zeit hatten, uns an einen sichereren Platz im Haus zurückzuziehen. Das einzige Geräusch, das ich jetzt höre, ist das der Krankenwagen. Carmia, Haifa

Keine Antibiotika, kein Strom, immer weniger Benzin. Kein Ausweg. Meine Neffen und Nichten schreien jedes Mal, wenn sie eine Bombe hören. Sie haben Angst zu sterben. Flüchtlinge aus dem Süden Beiruts und Libanons suchen überall Schutz, in öffentlichen Gärten, Schulen und leeren Gebäuden. Zadigvoltaire, Beirut

Lila zeigt, wie die Metallkugeln, von denen so viel die Rede ist, aussehen.