Nordseeküsten-Radweg (4): Von Büsum nach Husum

Irgendjemand hält seine schützende Hand über meine Reise. Irgendjemand knipste pünktlich am ersten Tag der Tour den Sommer an und schaltete genau zur rechten Zeit den Wind aus – heute.

Vor der vierten Etappe hatte ich ein wenig Bammel. Die ersten rund 20 Kilometer zwischen Büsum und dem Eidersperrwerk führten direkt am Meer entlang, und mit den Erfahrungen des Vortags in den Knochen stellte ich mich auf einen mühsamen Start ein. Umso mehr freute ich mich, die Flaggen am Deich am frühen Morgen müde herabhängen zu sehen. So lässt sich’s genussvoll radeln!

Der Deich gehörte mir fast allein, ich stellte alle Sinnesorgane auf Empfang, hörte Vogel aufgeregt zwitschern und kreischen, roch frisch gemähtes Gras und frisch geschissene Häufchen – herrlich.

Im Sommerkoog wurden Schafe geschoren. Zwei bis drei Minuten braucht ein Scherer, um ein Tier nackich zu machen, macht mit wenigen Pausen rund 20 Schafe pro Stunde. In gebückter Haltung. Mir tat schon vom Zuschauen alles weh.

Am Eidersperrwerk ist der Deich komplett asphaltiert, und ich konnte oben auf der Deichkrone auf das gigantische Bauwerk zuradeln. Es schützt das Landesinnere vor den Sturmfluten und hilft, die hier ins Meer mündende Eider zu entlasten, wenn heftiger Regen den Fluss über die Ufer treten lässt.

Ich wandte mich nach Osten Richtung Tönning. Der Weg führte durch üppig blühende Wiesen, an vielen kleinen Seen vorbei – und durch Wolken von fliegendem Viehzeug. Hätte ich beim Radeln den Mund aufgemacht, ich hätte problemlos eine proteinreiche Zwischenmahlzeit zu mir nehmen können. ;)

Tönning ist eine sehenswerte Kleinstadt an der Eider, mit einem historischen Hafen, einer Kirche, in der ich eine Nachricht an meinen Schutzengel hinterlassen habe, und einer liebevoll restaurierten Altstadt. Einziges Manko: Der eigentlich schöne Marktplatz ist zum Parkplatz degradiert. Über diese Art der Stadtplanung hatte ich mich schon in Glückstadt gewundert …

In Witzwort lief mir fast eine Braut vors Rad. Gilt das auch? Oder muss es der Brautstrauß sein? Wie auch immer, ich fand die Selbstironie, sich das Jawort ausgerechnet in Witzwort zu geben, auf Anhieb symphatisch.

Der Husumer Bug ist nur ein Hubbel, aber ich gebe zu: Ich kam nach 62 Tageskilometern nur noch mit Mühe drüber weg. Ich habe jede Menge wunderschöne Momente gesammelt, aber insgesamt auch 220 Kilometer, deshalb gönne ich mir einen Tag Pause. Morgen gibt es also keinen Etappenbericht, stattdessen schaue ich mir in Ruhe Husum an. Sonntag geht’s dann weiter zu den Inseln – ich hoffe, ihr begleitet mich dann wieder?

Viel Spaß beim Eröffnungsspiel!

4 Kommentare

  1. Gratuliere zur überstandenen heutigen Etappe! Jetzt weißt Du für zukünftige Touren wenigstens, daß Du zur Not keine proteinreiche Zwischenmahlzeiten mitnehmen brauchst. Die gibt’s gratis unterwegs. ;o) *örghs*

    Das Jawort in Witzwort ist wirklich ein Kalauer. *g*

    Genieß die zweite Halbzeit des Eröffnungsspiels und morgen Deine Besichtigungstour durhc Husum!

  2. Aber ja @Mo, die Begleitung bleibt. Macht Spaß mitzulesen. :-)) Die Braut in Witzwort würde ich an deiner Stelle glatt gelten lassen. ;-) Genieß den Ruhetag bei diesem Strahlewetter.

  3. Dann lass es Dir mal an Deinem “Bobbesschontag” gut gehen ;-). Auch Danke für den heutigen Reisebericht, klingt richtig gut. Ich denk an Dich.

Kommentare sind geschlossen.