Übers Stöckchen gesprungen

Zehntausende von friedlichen Demonstranten, aber auch vier- oder fünftausend Rechtsextreme, und die beherrschen hier das Bild. So ähnlich reportierte gestern ein n-tv-Korrespondent aus Dresden.
Hallo?

Wenn, wie wir abends erfahren, 50.000 vor der Semperoper gegen Krieg, Gewalt und Nazis demonstrieren, die Neonazis aber an diesem Tag das Bild beherrschen – dann hat wohl jemand in der Bildregie gepennt.
So oft und so beschwörend, wie die NPD derzeit in den Medien Erwähnung findet, könnten Beobachter geradezu auf die Idee kommen, diese Partei sei irgendwie – bedeutend. TV-Sender machten aus einem möglichen Zusammenstoß von rechten und linken Demonstranten in Dresden so etwas wie eine Neuauflage von High Noon. Der Showdown war medial vorbereitet: In Endlosschleife mussten wir uns in den Wochen zuvor Bilder von den Sitzungssaal des sächsischen Landtags verlassenden Kleingeistern ansehen, gleich danach all den aufgescheuchten Demokraten zuhören, wie sie im Dunklen singen… Ach, liebe Kollegen: Jeder umgefallende Sack Reis wäre wichtiger gewesen.