Unter Beobachtung

“Ist deine Tochter etwa eine Linke?”, fragt vor wenigen Tagen ein gerade erst unvermittelt zum Verwandten gewordener älterer Herr meinen Vater, während er mit einem Zeigefinger vor meinem Gesicht herumfuchtelt. “Tja, gute Erziehung”, werfe ich breit grinsend ein, bevor mein peinlich berührter Vater abwinken kann. Anlass war

der Einstieg der SPD-Medienholding DDVG bei der Frankfurter Rundschau – und die damit verbundene Vermutung, dass die Zeitung damit ihre redaktionelle Unabhängigkeit quitt ist.
Das bislang einzige, das wir seit gestern verloren haben, ist die ständig im Nacken sitzende Angst vor dem Aus des Unternehmens. Manchem wäre es vielleicht lieber gewesen, wenn die FR aus der deutschen Medienlandschaft verschwände. Andere werden die Zeitung jetzt besonders kritisch beobachten – und das ist gut so. Denn bei dem ersten Anschein einer parteipolitischen Einflussnahme auf redaktionelle Inhalte hätte die FR endgültig verspielt – und auch das ist gut so.

4 Kommentare

  1. So wie ich die FR kenne und schätze, habe ich wenig Bedenken in Sachen “Einflußnahme”. Tendenziöses Verhalten à la Springer-Zeitungen (ganz ohne Beteiligungen) ist auch schwer zu schlagen.

    Hoffen wir mal dass es mit der FR weiter geht und bald wieder “rosigere” Zeiten anbrechen, denn wenn ich morgens in der Bahn den “Wiesbadener Kurier” lesen möchte käme ich bereits durch und durch deprimiert im Büro an. ;-)

  2. “lesen müsste”, wollte ich schreiben, nicht “lesen möchte”. Davor, dass ich den Wiesbadener Kurier “lesen möchte”, mögen mich die Götter noch lange bewahren. ;-)

  3. Aber Ralf, der Kurier ist doch nicht die einzige Alternative – in der Landeshauptstadt erscheint doch noch eine andere Zeitung aus gleichem Hause? ;)

  4. Klar, Mo, auch so ein Agenturmeldungen-Sammelblatt, was Politik angeht. Und auf “Lokales” stehe ich nicht so, die eine Seite Wiesbaden in der FR reicht mir. ;-)

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