Standard

Weißt du, ich will ja gar nicht viel im Leben, höre ich heute bei Saturn einen blutjungen Kerl zu einem Kollegen sagen. Nur das, was man eben so erwartet. Gutes Einkommen, Auto, Urlaub, ein Haus und so. Was das und so beinhaltet, habe ich mir lieber gar nicht erst ausgemalt.

Die südlich-des-Äquators-Version des gleichen Gesprächs hätte sich wohl so angehört:
Weißt du, ich will ja gar nicht viel im Leben. Nur eine Handvoll Reis, und die Gewissheit, dass mir die Kinder morgen nicht verhungern.

Jaja. Ich weiß. Der Begriff Standard ist dehnbar. Ich und so ziemlich die meisten, die das hier lesen, kennen eben nur das lange Ende des Tisches. Ich gestehe: Auch ich träume von einem Haus, mit einem alten Schreibtisch drin, an dem ich sitze und schreibe, und einem Fenster, durch das ich das nahe Meer rauschen höre und die Möwen schreien. Irgendwann. Bestimmt.

5 Kommentare

  1. Nicht den Reichen nehmen, sondern die Armen reich machen – so geht’s vielleicht!
    Ich versteh’, was du meinst, bin nur nicht so sicher, was und wie denn eine “andere” Welt wäre, wie Globalisierung anders und gerecht aussehen würde, wie alle gleiche Lebensqualitäten hätten usw. – von dem Haus am Meer mit Mövengeschrei träumt sicher nicht jeder der 6 Mrd. Menschen – von daher, why not, das hindert doch nichts am Wohlergehen der anderen Menschen auf der Welt!

  2. @mo – neotopia, ich weiß nicht, ob du’s gelesen hast.
    arme reich machen… darum geht’s nicht. chanchengleichheit = wird es ohne verzichte unsererseits nicht geben können.
    trotzdem sind auch unsere träume menschlich.

  3. Vielleicht kennst Du Kanos Modell, wonach ein Begeisterungsfaktor sehr schnell zum Standard wird und das, was bis dahin Standard war zur Selbstverständlichkeit (das war die kurze Fassung). Dieses Modell wird in Managementsystemen gerne aufgegriffen – und ich habe es bisher nie widerlegen können, denn wir beweisen täglich selbst mit unseren eigenen Ansprüchen, daß es richtig ist.

  4. Wer träumt nicht davon? ;-)
    Und ganz ehrlich: Manchmal hasse ich es regelrecht, mich mit dem zufrieden zu geben was mir nun mal “zusteht” und stark und optimistisch zu sein, auch wenns nur Bauchtritte gibt.
    Nicht unbedingt, was das Haus betrifft, das werde ich sowieso nie haben, aber bei anderen Dingen.
    Manchmal nützt es wirklich nichts, dass man sich alle positiven Dinge des Lebens vor Augen führt, wenn man das Eine eben nicht bekommt, aber – anscheinend – alle anderen schon.
    Ach ja, und Chancengleichheit gibt es meiner Meinung nach nirgendwo auf der Welt – da brauch ich nur die Straße rauf und runter zu schauen um zu sehen, welche Kinder mal welche Chancen im Leben haben werden oder nicht – bzw. jetzt schon haben oder nicht. Was natürlich nicht mit Afrika oder andern armen oder vom Krieg gebeutelten Ländern zu vergleichen ist, aber trotzdem.

  5. die wörter haus und urlaub habe ich bereits vor einiger zeit aus meinem wortschatz gestrichen. ;-)

    aber schon gut, wenn du die relation wieder herstellst…

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